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Nintendocore
oder: was ein Igel, ein Klempner und andere Pixel-Helden in der Musik-Welt suchen

(Image)8-Bit kann so viel mehr sein als zählbare Pixel auf dem Monitor. In der Musik ist 8-Bit die Eintrittskarte zur freien Entfaltung dessen, was man einst an Video Games liebte: Eingängigkeit. Setzen wir dem modernen Punk und Hardcore hinzu, ensteht sogenannter Nintendocore, in dem Prinzessin Peach vergewaltigt wird, während der Klempner mit der roten Kappe noch damit beschäftigt ist, das Sprachrohr zu putzen.
Statt über geniale Bands zu schreiben, will ich dieses Mal für Abwechslung sorgen, indem ich euch ein komplexes Musikgenre und einige bekannte Vertreter vorstelle und Unterschiede klar mache.

Zunächst einmal sollte man wissen, dass es dieses Subgenre offiziell gar nicht geben sollte und es daher auch zu Widersprüchen mit euren Erfahrungen zu dieser Musik kommen kann.

Der Begriff 'Nintendocore' (auch NEScore genannt) wurde als witzige Musikbezeichnung durch die Band 'Horse the Band' geprägt und gilt heute in den meisten Fällen als "Pseudo"-Genre für die Vermischung von Chiptune (das heißt 8- bis 64-Bit-lastige Musik, wie man sie aus den "klassischen" Konsolengenerationen kennt) mit verschiedensten "-core"-Genres, Punk oder Screamo.
Für 'Horse the Band' bedeutet er jedenfalls 8-bit-beeinflusster Post- und Metalcore. Inhaltlich greifen sie Gesellschaftsprobleme auf, indem sie diese metaphorisch mit den Nintendo-Endbossen vergleichen. Das beste Beispiel dafür ist der Song Cutsman (einer der Bosse aus Mega Man):

Obwohl man sich noch lange nicht über die Genre-Definition einig ist, glaube ich, könnte dieser Song ein Paradebeispiel für den Nintendocore sein. Ein weiterer Weggefährte, der den Nintendocore in gleicher Weise prägte, nennt sich 'Peet' (bürgerlich: Pete Bunke). Er wagte es, mit seiner (ehemaligen) Band 'Iamerror' und mit seinem derzeitigen Soloprojekt 'Monomate' Chiptune mit Grindcore bzw. Cybergrind zu kreuzen und dürfte damit die Vorstellung von Nintendocore etwas verfeinert haben:

Im Gegensatz zu den eben genannten Projekten, haben sich Bands entwickelt, die man ebenfalls gerne (aber fälschlicherweise) in die Sparte Nintendocore steckt. Zum einen haben wir den 'Nintendo Metal' oder 'NES Rock'. Bei diesem Genre wird in der Regel bereits bestehende VGM (Video Game Music) (meist!) rein instrumental gecovered. Die bekanntesten Bands dieses Genres sind 'The Megas', 'The Minibosses' und 'Game Over'. Zum anderen haben wir Bands, die zu sanft für den NEScore sind und dann eher dem Bitpop einzuordnen sind. Hier als wichtig zu nennende Bands sind 'Crystal Castles', 'Afraid of Fear' und 'Colonopenbracket'.

Genau so wie schon der Nintendocore, gibt es also selbst von ihm noch unzählige Abspaltungen. Interessant ist es, wenn es zu weiteren Genre-Vermischungen kommt und gefährlicher Screamo-Nintendocore auf Pop trifft, wie es bei der Band 'Dungeon Elite [**]' der Fall ist. Die italienische Band macht wirklich sehr verspielten Nintendocore (soll heißen, sie verwenden öfter originale Spielesounds, z.B. die Coins aus Super Mario), screamt, growlt, zitiert aus der Super Mario Bros. Fernsehserie und plötzlich folgt melodischer Popgesang:

Viele andere Bands hingegen zeigen, dass man keine "Instrumente" benötigt, um Musik zu produzieren und unterlegen lediglich ihre 8-Bit-Synths mit Screaming. Bei den meisten mir bekannten Bands klingt es wirklich so "abgefuckt" (Ich entschuldige mich für dieses Wort, aber an dieser Stelle ist es echt angebracht!), wie es klingt. An dieser Stelle muss ich euch 'Go! With Fourteen O' vorstellen, bei denen es mich echt verwundert, dass sie nach fast tödlichen Demo's so auch noch Konzerte geben können.
(HIER könnt ihr euch eine Live-Aufnahme des Songs ansehen)

In Deutschland hat sich mittlerweile eine richtige NEScore-Familie gegründet - jeder hat irgendwie etwas mit jedem zu tun. Die bekannteste ist 'Antitainment'. Sie bezeichnen das, was sie machen, selbst als Orgel-Punk. Sie klingen tatsächlich nach Punk-Geschrammel mit Orgelbeats und Nintendosynths. Sympathisch machen sie sich erst recht mit ihren krankhaften Texten, die vollkommen ironisch gegenüber allem sind, was existiert, sodass man nur noch mitmachen möchte:

Wer jedoch viel lieber diesen ständig erwähnten 8-Bit hören will, der sollte sich mal das Nebenprojekt des Frontmanns Tobe anhören. Sein 2-Mann-Projekt 'Les Trucs' bewegt sich nämlich auf gleichem Niveau wie Antitainment, wobei hier lustige Melodien durch den Synthesizer den Vorrang haben. An dieser Stelle möchte ich das Hauptprojekt der Kollegin Charlotte nur kurz erwähnen, um den Rahmen des Beitrages nicht zu sprengen - 'The Latah Movement'. Hierbei hat man Nintendocore mit dem Rap von Oskar Ohlson vereint, sodass man von neuem lernt, dass 'Experimentierfreude' keine Grenzen kennt.

Der Berliner Künstler 'Gtuk' hat sogar erfolgreich drumslastigen Nintendocore mit Grindcore produzieren können:

Die geilste Band habe ich für den Schluss aufgehoben. Ich möchte euch, ohne über sie zu schreiben, lediglich ein Video zeigen und verabschiede mich damit bis zum nächsten Blog.

Fucking Werewolf Asso


McHusky
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McHusky
30. Juli 2011, 19:54 Uhr
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