Android: Oracle vs. Google
Worum geht es in diesem Streit?
Ausgangslage
Android wurde 2008 von Google veröffentlicht. Schon 2009 meldeten erste Firmen an, dass Android ihre Patente verletze, unter ihnen zum Beispiel Microsoft. 2010 gesellte sich auch Oracle, welches zuvor Sun und damit die Java-Platform gekauft hatte, zu den Klägern. Dieser Rechtsstreit konnte nicht - wie der mit Microsoft - außergerichtlich beigelegt werden, weshalb sich nun ein Gericht damit auseinander setzen muss. Google allerdings möchte sich das nicht gefallen lassen und sagt Oracle den Kampf an.
Oracle fordert nicht nur Schadensersatz in Höhe von 6,1 Milliarden Dollar, sondern auch ein Löschen aller Kopien von Android, was das Ende des mobilen Betriebssystems bedeuten würde. Die Höhe des Schadensersatzes wurde allerdings schon vom Richter zurückgewiesen, der Betrag wurde auf 2,1 Milliarden USD gesenkt.
Phase Eins
In der ersten Phase der gerichtlichen Auseinandersetzung geht es um die Frage, ob Google Urheberrechte von Oracle in Android verletzt. Das Gericht sieht es hier als erwiesen an, dass Google Copyright Verstöße begeht, allerdings nur in den inzwischen berühmten 9 (von 15 Millionen) Quellcodezeilen.
Zudem gilt es zu prüfen, ob es Google möglich war, die 37 Java APIs unter der "Fair-Use" Klausel zu nutzen. Sollte dies zutreffen, könnte der Suchmaschinenriese deswegen nicht belangt werden. Außerdem konnte Google durch das Verhalten von Sun davon ausgehen, dass es keine Lizenz für die Nutzung von Java in Android benötige.
Dies gilt allerdings nicht für die architektonischen Ausgestaltung der Android-Plattform, was belastende Emails zwischen dem Entwickler Lindholm und Google-Chef Schmidt ergeben.
Phase Zwei
In diesem Teil geht es darum, ob Patente verletzt werden. Im Vorfeld wurden vier der sieben von Oracle angeführten Patente für ungültig erklärt, zwei hatte der Konzern selbst zurückgezogen, sodass sich der eigentliche Prozess nur noch um ein einziges Patent dreht.
Hier kam das Gericht zu dem eindeutigen Ergebnis, dass dies nicht der Fall sei und wies alle Anträge zurück. Diese Entscheidung führt dazu, dass mögliche Schadensersatzzahlungen wohl nur sehr gering ausfallen würden.
Jetzt hat der zuständige Richter entschieden, dass die angesprochenen Java-APIs nicht unter das Copyright von Oracle fallen, da es notwendig sei, die Struktur zu kopieren, um die Zusammenarbeit zwischen Systemen zu garantieren. Ferner sei Oracle nicht Urheber an jeder Implementierung einer Funktion, wenn sich deren Code von dem des Originals unterscheide.
Phase Drei
In der finalen Runde geht es um die Höhe der Zahlungen, nachdem der Richter die erste und zweite Forderung Oracles als zu hoch zurückgewiesen hatte. Außerdem zweifelt er an, ob die "neun Zeilen Code" eine ausreichende Begründung für eine hohe Forderung seien könnten.
Grundlage für die Zahlungen soll der Gewinn sein, den Google mit seinem mobilen Betriebssystem generiert, welchen der Suchkonzern immer noch unter Verschluss hält.
Da, wie oben bereits erwähnt, nun auch der letzte große Klagepunkt seitens Oracles weggefallen ist, könnte die Klagesumme sogar unter einer Million Dollar liegen.
Welche Partei unterstützt ihr mehr - Oracle oder Google? Oder findet ihr so viel Aufregung um "ein paar Zeilen Code" lächerlich?