Schutzengel
Was kann man von Schweigers neustem Film erwarten?
An Til Schweiger scheiden sich bekanntlich die Geister. Auf der einen Seite beweist er immer wieder, dass er durchaus gut schauspielern kann, wie zum Beispiel in Inglourious Basterds. Auf der anderen Seite sind seine Eigenproduktionen wie Keinohrhasen oder Kokowääh sehr in rosa gehalten.
Doch nun möchte Schweiger damit abschließen und einen Film bringen, der sich zum einen auf internationalem Gebiet nicht verstecken braucht und der mehr ist als romantisch und komisch. Und wie ließe sich so ein Wechsel leichter vollziehen als mit einem Krieg. Besser gesagt mit einem Heimkehrer aus einem Krieg bewaffnetem Konflikt.
So einer ist nämlich Max Fischer (Til Schweiger). Der ehemalige KSK-Soldat ist ein ziemlicher Einzelgänger und gezeichnet von den Einsätzen in Afghanistan. Als solcher ist er natürlich bestens geeignet für den Einsatz als privater Personenschützer.
Als dieser muss er das Mädchen Nina (Schweigers Tochter Luna Schweiger) bewachen, weil es den mächtigen Waffenboss Bäcker (Heiner Lauterbach) bei einem Mord beobachtet hat. Dieser hat allerdings die Kontrolle über die Polizei und so kommt es wie es kommen muss - es stehen Max und Nina gegen den Rest. Dieser Kampf wird mit recht viel Action inszeniert, die auch mit aktuellen Hollywood-Produktionen mithalten kann.
Da wir hier aber von Til Schweiger reden, darf auch nicht der Gefühlspart fehlen. Max leidet dabei unter dem post-traumatischen Belastungssyndrom. Er kann keinem mehr vertrauen und ist nie richtig aus Afghanistan zurückgekehrt. Auf ihrer Flucht nähern sich Nina und Max (natürlich) an, und so wird Max wohl wieder ein "normaler" Mensch werden.
Da das aber alleine noch nicht reicht, um den Herz-Anteil eines Schweiger-Films zu füllen, gibt es noch den besten Kumpel aus Bundeswehr-Zeiten Rudi (Moritz Bleibtreu), der Max bei der Flucht hilft, obwohl er seit dem Einsatz körperlich eingeschränkt ist.
Hinter Kind-Mann und Mann-Mann können wir also schon einen Haken machen. Fehlt noch die Frau. Davon gibt es gleich zwei: Zum einen die Ex-Freundin Helena (Hannah Herzsprung), die jetzt Staatsanwältin ist und natürlich bei der Flucht hilft, zum anderen die große Liebe Sara (Karoline Schuch).
Die Story hört sich ja eigentlich nicht schlecht an und Schutzengel ist für deutsche Verhältnisse auch hochkarätig besetzt. Außerdem versucht der Film ein Thema aufzuarbeiten, an das sich wenige rantrauen - Afghanistan.
Das aber ist auch gleich wieder der Knackpunkt in der ganzen Geschichte. Denn wir sehen hier keinen "normalen" Soldaten, sondern irgendeinen Ultra-KSK-Supermarine, der eher an Rambo erinnert als an einen verantwortungsvollen Staatsdiener. Zudem dürfte sich der Film das Wort "Aufbereitung" auch nur groß auf die Fahnen geschrieben haben, ob es letztendlich dann wirklich darum gehen sollte, ist mehr als fraglich.
Und auch die Männer* dürften mit diesem Film mal wieder ihre Probleme haben. Denn nach der anfänglichen Action, die mit Komik gepaart wird, folgt dann leider die unausweichliche Liebesgeschichte, bei der sich Max zwischen den beiden Frauen entscheiden muss. Nina spielt dabei bestimmt eine große Rolle. So bleibt dann von dem eigentlich guten Anfang am Ende wohl nichts mehr als Keinohrhasen mit ordentlich Waffen.
Wer also sowieso den Schweiger gefressen hat, der sollte an diesen Film nicht mit der Erwartung rangehen, hier eine vollkommen neue Richtung zu erleben.
Mag man den Schauspieler allerdings und hat auch seine bisherigen Filme zwischen sehr gut und mittelmäßig gefunden, kann man sich Schutzengel getrost ansehen. Denn er wird mehr Tiefe und Action als seine bisherigen Produktionen haben, dabei aber nicht das Schweiger-typische verlieren.
Wie sieht's bei euch aus? Wird Schutzengel als Schweiger-Fan geguckt oder macht ihr einen großen Bogen um den Mann?
Material: cinema.de | kino.de
*nichts gegen Frauen, aber die finden meistens die Schweiger-Filme gut, Männer eher nicht.
