Vinyl vs. Digital
Alte Scheibe rostet nicht?
Wie bereits im Teaser erwähnt, wird die Schallplatte den meisten von euch bekannt sein. Trotzdem will ich im Folgendem kurz die Geschichte des mittlerweile weit über 100 Jahre alten Ton-Mediums anreißen.
Die Geschichte der Schallplatte fängt in Frankreich im Jahre 1857 an. Einem Buchhändler gelingt es mit einer Membran und einer Schweineborste (!) ein Lied in eine Walze zu kratzen. Das erste Abspielgerät gab es allerdings erst 20 Jahre später, eine Erfindung des Amerikaners Thomas Edison, dessen Name den meisten ein Begriff sein wird. Der Sprung zur buchstäblichen "Platte" gelang dann Emil Berliner im Jahre 1887. Er presste als erster die Rillen auf eine Zinkplatte. Damit konnte die Serienproduktion der Schallplatte beginnen, was sie drei Jahre danach auch tat. Ab dem 20. Jahrhundert gab es dann die Schellackplatten, die allerdings viel zu schnell zerbrachen. Aus diesem Grund kam in den 30er Jahren dann die uns bekannte "Vinyl-Platte" auf dem Markt, die, wie es der Name schon sagt,aus Vinyl (PVC) besteht.
Das ist also die Geschichte zur Entstehung der Schallplatte, aber wieso trifft man sie heutzutage nicht mehr in jedem Wohnzimmer an?
Die Antwort erscheint zunächst einfach: Die CD. Aber so einfach ist es nicht. Allerdings lohnt es sich, einmal näher die Verkaufszahlen der Schallplatte mit denen der CompactDisk zu vergleichen:
Jahr | Schallplatte | CD |
---|---|---|
1984 | 71,1 Mio. Stück | 3,0 Mio. Stück |
1985 | 74,0 Mio. Stück | 6,8 Mio. Stück |
1986 | 68,8 Mio. Stück | 13,3 Mio. Stück |
1987 | 66,3 Mio. Stück | 22,8 Mio. Stück |
1988 | 57,6 Mio. Stück | 39,2 Mio. Stück |
1989 | 48,3 Mio. Stück | 56,9 Mio. Stück |
1990 | 44,7 Mio. Stück | 76,2 Mio. Stück |
1991 | 23,4 Mio. Stück | 102,2 Mio. Stück |
2001 | 0,6 Mio. Stück | 133,7 Mio Stück |
2010 | 0,6 Mio. Stück | 98,7 Mio. Stück |
2011 | 0,7 Mio. Stück | 96,9 Mio. Stück |
Die CD kam 1982 auf den Markt und bereits 17 Jahre später verdrängte sie die damals gut 100 Jahre alte Schallplatte vom Thron der Musikmedien. Aber warum? Bei Betrachtung dieser Frage sticht natürlich zuerst die reine Größe ins Auge: Die Schallplatte ist im Durchmesser ca. 2,5 mal so groß wie die CD und dabei passt nur die Hälfte der Toninformationen darauf. Auf der CD sind dies maximal in etwa 100 Minuten, auf der LP 20-25 Minuten pro Seite. Außerdem kam hinzu, dass mehr Mobilität gewünscht war, die die Schallplatte nur schwer bieten konnte. Es gab zwar viele "mobile" sogenannte "Plattenspielerkoffer", jedoch waren diese alles andere als mobil. Groß und klobig kamen sie daher, was nicht zuletzt an der reinen Größe der Vinyl-Schallplatte lag. In dieser Sparte hatte der "Walkman" also keine großen Startschwierigkeiten. Auch im Bereich der Funktionalität bietet die CD klare Vorteile, man musste nicht alle 20-25 Minuten die Seite wechseln, wie bei einer LP oder MC (Musik-Kassette). Die CD hat nur eine Seite, auf die, wie vorher schon angesprochen, wesentlich mehr Musik passt als auf die ihrer Mitstreiter. Außerdem sind Schallplatten meist etwas teurer als die entsprechende CD, was unter anderem den Herausgebern angeprangert wird. Sie sollen den Preis unnötig in die Höhe ziehen, da sie wissen, dass viele Leute auch weit mehr für ihre Vinyl als für eine CD zahlen würden.
Und warum gibt es dann heutzutage die Schallplatte überhaupt noch?
Eine Frage, die polarisiert. Auf der einen Seite finden wir die Fans des digitalen Weges Musik abzuspeichern, auf der anderen Seite die Puristen, die häufig nichts anderes "über ihre Ohren kommen" lassen als ihre geliebte Schallplatte.
Es ist zwar für manche unerklärlich, aber die Schallplatte erlebt in den letzten Jahren ein Comeback, langsam aber stetig steigen die Verkaufszahlen wieder. Eine Entwicklung, die sich keiner so richtig erklären kann. Auf jeden Fall springen die Musikverlage wieder mit auf den Zug, und produzieren wieder fleißig auf Vinyl. Auf Amazon.de gibt es über 1,5 Millionen Vinyl-Schallplatten zu kaufen, vom größten Internetmarktplatz eBay ganz zu schweigen. Von Charts-Künstlern wie Sportfreunde Stiller, Bastille, Depeche Mode, Adele oder auch dem Internet-Phänomen Mc Fitti gibt es mittlerweile wieder Platten zu erstehen. Einige Bands allerdings haben sich seit jeher nie der Vinyl entzogen, sondern mehr oder weniger durchgängig ihre Alben auch als Vinyl herausgebracht. Dazu gehören vor allem viele Vertreter des Metal sowie Alternative-Genres.
Aber was ist denn jetzt so toll an der Schallplatte?
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Wie bereits angemerkt, sind die Fans der Vinyl oftmals Puristen, das heißt, sie legen viel Wert auf unverfälschten Klang. Und einer der wenigen Wege eben diese Qualität zu erreichen ist eine Vinyl. Das liegt vor allem an der Herstellungsweise einer Schallplatte, denn hier werden die Schwingungen bzw. Schallwellen direkt auf die Platte gepresst. Während auf einer CD oder in einem digitalen Format die Musik nur in "Binär-Code" (in 0 und 1) gespeichert wird, gibt bei der Schallplatte die Tiefe und Breite einer Rille die Toninformationen an den Plattenspieler weiter. Diese Informationen werden von der Nadel, die in der Rille liegt, abgelesen. Soviel zur Technik eines Plattenspielers.
Aber hört man wirklich die direkte Schallübertragung heraus? - Nun, genau hier scheiden sich die Geister. So manch einer hört da keinen Unterschied zur der MP3 auf seinem PC, es gibt aber auch viele Verfechter der Schallplatte, die den Klang ihrer geliebten Vinyl als "warm" oder "dynamisch" beschreiben. Oftmals wird auch gesagt, dass man mit der Schallplatte die Musik so hört, wie es der Künstler gewollt hat. Dazu kommt für viele Vinyl-Liebhaber die spezielle Haptik der Platte. Damit wird die "Anfassbarkeit" einer Schallplatte beschrieben. Für viele ist das Herausnehmen der schwarzen Platte aus seiner Hülle, das Aufklappen oder simple Betrachten des Covers ein regelrechtes Ritual vor oder beim Musikhören. Zusätzlich dazu kommt für viele das "Auflegen" einer Platte, die Nadel auf die Platte abzusenken, den Plattenspieler anzuschalten; das sind alles Dinge, die immer mehr Musikfans nur mit der Schallplatte erfahren können oder wollen.
Ein weiterer Vorteil, der immer mehr in Mode kommt, ist, dass man bei vielen Online-Angeboten einen digitalen Download-Code mit der Platte erhält, sodass man sich die Musik auch auf dem PC anhören bzw. downloaden kann - vollkommen legal und meist in exzellenter Qualität. Ein solches Konzept bietet Amazon seit einigen Wochen unter dem Namen "AutoRip" an. Dies ist besonders für Konsumenten gedacht, die auch unterwegs ihre Musik hören wollen.
Ich hoffe, ich konnte euch unterhalten und würde mich freuen, wenn ihr eure Meinungen in die Kommentare schreibt!
Was haltet ihr von der Schallplatte? Hat sie für euch eine Zukunft? Habt ihr selber Vinyls und / oder kauft sie euch noch? Oder seid ihr eher Digital-Fans? Wie hört ihr eure Musik? Auf dem PC in MP3, FLAC, Platte, CD, etc.?