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Muss Hollywood umdenken?
Über Raubkopien, Amateurfilmer und Niedrigbudgets

(Image)Welche Auswirkungen hat das Internet auf die Filmwirtschaft - und vor allem - welche Rolle spielt die neue Medienwelt? Sind wirklich "die Raubkopierer" Schuld am rückläufigen Gewinn der großen Filmstudios? Gerne werden Ursachen einseitig betitelt. Kann es sein, dass man der Wahrheit nicht ins Auge sehen will?
In den letzten Jahren hat sich viel verändert: Viel Glamour ging in Hollywood verloren, viele monieren heute, dass es kaum noch Charakterdarsteller in Hollywood gebe, dass kaum noch innovative Filmkonzepte (dazu später mehr) vorgestellt würden und dass fast alle Blockbuster Sequels oder Prequels seien! Wollen die Leute wirklich nur noch Popcornkino sehen?

Zu Anfang möchte ich da etwas ausholen und mit einem Filmprojekt aus dem Jahre 1999 anfangen: Blair Witch Project. Zwei Filmhochschulabsolventen aus Florida, Amerika drehten diese Pseudo-Dokumentation. Der Film wurde durch das Internet bekannt, nachdem die Macher immer wieder Informationen im Netz verbreiteten, wo sie verschiedene Aufnahmen und Szenen als vermeintlich real deklarierten, was für ordentlich Furore sorgte.
Mit einem Budget von gerade einmal 60.000$ (heute rund 40.000€)* spielte man weltweit rund 250 Millionen US-Dollar
ein. Mit einem zweiten Teil konnte man jedoch nicht wirklich an das Erfolgskonzept anknüpfen.

Auffällig an diesem Beispiel ist, dass frisch gebackene Hochschulabsolventen mit einem Minibudget das Boxoffice gestürmt haben - ganz ohne riesiges Produktionsstudio im Background und ohne PR-Agentur. Blair Witch Project gilt nach wie vor als eines der ersten und besten Beispiele dafür, welche Macht das Internet im Unterhaltungssektor hat. Dennoch wird der Erfolg bis dato von großen Studios belächelt. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass die beiden Macher bisher nicht weiter Fuß in Hollywood fassen konnten.

Erst im Laufe der Jahre begann die Promotion über sogenannte Microsites zu Filmen, oder das Trailer ins Netz stellen und nun der Web 2.0 Wahn, indem zu jedem Film Facebook-Plugins, iPhone Apps, Twitter-Nachrichten, etc. verbreitet werden. Auch scheint Video on Demand nun auch für nicht Technikinteressierte relevant geworden zu sein.

Doch irgendwie ist der geneigte Technikfreund von all den gerade genannten Änderungen im Marketing nicht überzeugt. Es fehlt die Qualität, die Innovation! Die Filmwirtschaft ist zu einem Massenmedium verkommen, wo alleine das Geld diktiert, ob ein Film Erfolg hat oder nicht. TV-Serien werden immer erfolgreicher, das Medium "Film" scheint in ein Auslaufmodell auszuarten.
Dass sich TV-Serien immer größerer Beliebtheit erfreuen, dürfte nicht sonderlich überraschen. Das Budget für Serien ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen und die Machart wird immer "hollywoodähnlicher". Eine Serie kann eben auch von zu Hause im Sofa mit Freunden umsonst genossen werden. Die Heimkinos werden immer ausgereifter und der Bastler freut sich doch, wenn man ehrlich ist, dass er vor seinen Freunden mit seiner Homecinema-Anlage auf dicke Hose machen kann.
Will jemand, der etliche tausend Euros für sein Wohnzimmerkino ausgegeben hat, wirklich noch 10€ für einen (vielleicht sogar nur mäßigen) Mainstreamfilm zahlen?

Die Unterhaltungsindustrie mag jetzt antworten: "Aber es gibt doch wunderbare VOD-Services". Da stellt sich aber prompt die Gegenfrage: "Schonmal ein Scene-Release mit einem VOD-Film verglichen?" - Worauf ich hinaus will: Jeder normale Mensch ist dazu bereit, für Unterhaltung Geld auszugeben. Pardon: Für qualitative Unterhaltung Geld auszugeben.



Ähnliches hat sich ein mehr/weniger Amateurfilmer gedacht. Er sagte sich, dass, was Roland Emmerich mit etlichen Millionen Euros kann, kann ich auch. Fede Alvarez hat einen 5 Minuten Film gedreht, in dem er die neueste Effekteschlacht des deutschen Regisseurs nahezu düpiert, wenn man die Budgets nur ansatzweise "vergleicht". 500$ gegen 260.000.000$. Seht selbst:



Dass die 500$ idealistisch angesetzt sind und niemals machbar sind, ist selbstverständlich. Doch vielleicht sollte man mal aufhören, Filme am Budget und Boxoffice zu messen, denn viel mehr an dem Hintergedanken, der einen Film trägt; der Innovation. Warum nicht auch mal eine kleine Anhängerschaft sehr gut unterhalten, statt einer riesigen Masse nur mäßiges Geldverbrennen zu servieren?

* http://boxofficemojo.com/movies/?id=blairwitchproject.htm

ZeDeRom
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ZeDeRom
6. Dez. 2009, 02:20 Uhr
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