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Szene-Report Dezember 2009 - Szene-News

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Szene-Report Dezember 2009

(Image)Zum Ende des Jahres ist es Zeit, mal einen Blick auf die Warez-Szene des Jahres 2009 zu werfen, zu schauen, was sich im Bereich P2P und Mainstream Pirating getan hat und schlussendlich noch einen kleinen Ausblick auf 2010 zu wagen.
Wo fängt man bei solch einem Report an? Natürlich dort, wo noch vor Disketten-Zeiten alles anfing und wo nach wie vor die Mehrzahl der Releases ihren Ursprung hat: Die Szene.

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Doch was heißt Szene im Jahre 2009 eigentlich? Torrent-Tracker nennen sich SceneTorrents, werben mit Slogans wie Your Gateway To The Scene und Webseiten wie NewsBox reden von der Szene und meinen das Netzwerk von Seiten, die auf Schwarzkopien bei Rapidshare, Megaupload & Co. verlinken. Zeit für eine Definition.

Szene-Crashkurs

Definition Szene, Die (Warez-Szene): Ein lose verknüpftes Netzwerk von Personen, die eine Anzahl von FTP-Servern betreiben, über die sog. Releases, d.h. Schwarzkopien von Programmen, Filmen, Spielen, Musik und anderem nach strengen Regeln getauscht werden. Die Mitglieder des Netzwerkes sind untereinander in Groups (Gruppen) organisiert. Ein FTP-Server der Szene mit angeschlossenen IRC-Channels wird Site genannt.

Auf großen Sites finden sich in der Regel drei bis vier Typen von Personen: Site-Ops (Die Chefs/Besitzer/Entscheider der Site), Affils (Affiliates) (Release-Gruppen, die ihre Releases auf dieser Site erstveröffentlichen), Trader/Couriers (Verteilen die Releases auf anderen Sites. Müssen in der Regel eine gewisse Menge an Daten (Quota) hochladen, um auf der Site bleiben zu dürfen), Friends/Leecher (Leisten keinen aktiven Beitrag, sondern sind z.B. Freunde der Site-Ops). Dazu kommen ggf. noch Nuker, die Releases, die Trader auf die Site hochgeladen haben, mit Hilfe der rules (Regeln) der Site überprüfen und ggf. lokal (D.h. nur auf dieser Site) nuken.
Das Ganze nennt man dann hochprofessionelle Raubkopierer.

Definition Pre: Als Pre bezeichnet man das Veröffentlichen eines Releases durch eine Group auf ihren Affil-Sites. Dieses wird in Echtzeit von IRC-Bots in sogenannte Pre-Netzwerke übertragen, von wo aus diese "Ankündigung" in viele hundert Pre-Channel weitergeleitet und in ebensoviele Pre-Datenbanken aufgenommen wird.

eMule, Torrent, das UseNet, Rapidshare usw. sind dementsprechend kein Teil der Szene. Trotzdem sind natürlich Begriffe wie Torrent-Szene in Verwendung und haben auch ihre Daseinsberechtigung. Die jeweiligen Szenen wissen jedoch sehr genau, dass sie zwar einen Großteil ihrer Releases aus der "echten" Szene beziehen, bilden aber natürlich für sich ebenfalls Szenen, hier als allgemeiner Begriff.

Soweit die Basics. Im Jahre 2009 setzten sich alle Trends von 2008 in der Szene fort. Als erstes zu nennen wäre da die Spaltung der Sites in rented sites (Sites, deren Server bei einem Provider angemietet wurden), private sites (Sites, bei denen die Hardware bei einem Site-Op zu Hause oder in der Firma steht) und Sites der ranked scene.

Während Sites mit Server-Standort Deutschland noch 2005-2006 nicht unüblich waren, gibt es heute höchstens noch eine an einer Hand abzählbare Anzahl von private sites in Deutschland. Rented sites stehen wie 2008 auch heute noch hauptsächlich in Frankreich und den Niederlanden.
Die .fr-Szene konzentriert sich dabei fast ausschließlich auf den Hoster OVH, der bis Mitte diesen Jahres mit "unlimited Traffic" und günstigen Miet-Preisen lockte. Da hier quasi jeder Server mieten und eine "Site" eröffnen kann, und demzufolge fast monatlich Paysites per Scene Notice "enttarnt" wurden, und außerdem unzählige Individuen Seedboxen bei OVH betreiben, ist die .fr-Szene heute der Teil der Szene mit dem niedrigsten Ansehen. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier Sites mit halbwegs namhaften Affils. Auch die ein oder andere Cine-Group wurde 2007-2008 hier noch als Affil gesehen.
Ein Vorteil der billigen Servermiete ist, dass leicht große Archive angelegt werden können. Sites mit Film-, TV- und Spiele-Archiven mit einer Größe von 30 und mehr Terabyte (~30.000 Gigabyte) sind keine Seltenheit.

Als Paysite bezeichnet man eine Site, bei der die Site-Ops Zugänge zum Downloaden gegen Geld vermieten. Dies ist einer der eklatantesten denkbaren Verstöße gegen die Ethik der Szene. Released wird in der Szene, um zu zeigen, dass eine Group die schnellste, mit den besten Releases (d.h. mit möglichst wenig Nukes) ist. Dass diese Releases verkauft bzw. überhaupt außerhalb der Szene weiter verteilt werden (Leak), ist es, was die Szene aus ihrem inneren heraus gefährdet. Denn überall wo Geld im Spiel ist und/oder die Releases einer großen Anzahl an Personen zur Verfügung stehen, werden die Ermittlungsbehörden (in Deutschland allen voran die selbst ernannten Piratenjäger der GVU) besonders aufmerksam.

Dementsprechend ist es für Major Groups (also Groups, die Cine-Releases, Spiele, Retail-Releases, TV-Rips und natürlich MP3s herausbringen), von lebenserhaltender Wichtigkeit, dass sie quasi unauffindbar sind und nur von wenigen Eingeweihten kontaktiert werden können.

Ebenso essentiell ist natürlich der Schutz vor Strafverfolgung bzw. vor den Behörden. Bei rented sites ist für Behörden auch das EU-Ausland keine große Hürde, wenn es darum geht, den Besitzer eines Servers zu ermitteln. Zwar gilt, dass die deutsche Polizei im Ausland keine Hoheitsgewalt hat, d.h. sie nicht selber Server beschlagnahmen kann, sondern auf Amtshilfe der nationalen Behörden angewiesen ist, was bei "kleinen Fischen" i.d.R. recht unüblich ist, doch dies liegt durchaus im Bereich des Möglichen.

Sobald also eine Anzeige gegen eine rented site vorliegt, ist die letzte Bastion der Piraten die Festplattenverschlüsselung auf den Servern. Hierfür wird in der Regel Linux und cryptoloop oder TrueCrypt eingesetzt. Wichtig sind Scripts, die die Festplatten entweder bei einem Login auf der Konsole des Servers oder wenn das Netzwerkkabel entfernt oder ein zweites angesteckt wird, unmounten, und so für die Ermittler unzugänglich machen. 2008 gab es allerdings einen Fall, in dem ein Site-Op alle Passwörter der Server und Festplatten im Klartext auf seinem Home-Computer abgespeichert hatte. Dumm gelaufen.

Das Problem der fehlenden physischen Kontrolle bei rented Servern umgehen private sites dadurch, dass die Hardware zu Hause oder in der Firma steht. Dazu ist natürlich eine Anbindung mit entsprechender Bandbreite und Traffic nötig, die in der Regel viel Geld kostet. Dies gilt natürlich nicht für alle Länder, im skandinavischen Raum sind 100 MBit-Heim-Leitungen für vergleichsweise wenig Geld zu haben. Oft gehen jedoch auch eine Site, bei der ein Raum bzw. allgemein Platz in einem Rechenzentrum inklusive einer dedizierten Netzwerk-Anbindung (Line) gemietet, aber die Hardware selber beschafft wurde, als private site durch. Dies gilt vor allem für osteuropäische Länder, aber gelegentlich auch für die Niederlande oder Großbritannien.

Ein entscheidenderer Gesichtspunkt dafür, dass private sites in der Szene viel höher angesehen sind als rented sites, ist aber auch der Aufwand, der von den Site-Ops betrieben werden muss. Einen Server übers Internet zu bestellen und zu mieten ist keine große Arbeit und erfordert auch keine all zu großen Investitionen. Eigene Hardware zusammenzustellen und eine dedizierte Verbindung anzumelden hingegen ist deutlich mehr Aufwand. Hier kann man sich also sicher sein, dass die Site-Ops mit vollem Herzen hinter der Site stehen, und keine Leecher oder Personen, denen sie nicht vollständig vertrauen, in die UDB (User database) aufnehmen. Gemäß diesem Fakt sind Major Groups so gut wie nur auf private sites in der ADB (Affil database) anzutreffen. Der Personenkreis, der ausschließlich auf private sites verkehrt, ist schon deutlich kleiner, als der, der hauptsächlich auf rented sites unterwegs ist. Trotzdem gelangen natürlich die Releases, die ausschließlich auf private sites gepred werden, dank der Trader bereits wenige Sekunden nach Pre auch auf rented sites.

Damit befinden wir uns schon tief in der "Länderkunde" der Szene. Nach der niedrigsten Stufe der Sites in Frankreich, wo sich viele DOKU- und Internal-Groups, sowie die ein oder andere MP3-, TV- oder 0DAY-Group aus Übersee aufhalten, folgen die Niederlande, wo es aus historischen Gründen (billiger Traffic, laxe Gesetze) besonders viele Sites gibt. Hier trifft man sowohl auf rented sites, ebenfalls mit vielen DOKU- und TV-Groups, als auch auf private sites, wo sich auch die ein oder andere Major Group aufhält. Noch exklusiver wird der Grad der Sites in Richtung Osten. Tschechien und Ungarn sind beliebte Länder für hochkarätige MP3- und Cine-Groups. In Russland und vor allem Skandinavien findet man internationale (englische) Sites mit großen Archiven und TV- und Film-Affil-Groups jeder Couleur.
Der Tod der .fr-Szene, schon vielfach prophezeit, trat also auch dieses Jahr nicht ein. Daneben machen Sprüche wie ".nl ist das neue .fr" die Runde, was aber zumindest der Anzahl der aufgeflogenen Pay- und anderweitig unsicheren Sites nach (noch) nicht zutrifft.

Kommen wir nun kurz zum exklusivsten Zirkel der Szene: der ranked scene. Google spuckt nicht einmal 1000 Ergebnisse für "ranked scene" aus, und ähnlich wenig Informationen konnte ich meinen Kontaktpersonen entlocken. Selbst Neuigkeiten von Busts in diesem Bereich gelangen nicht an die Öffentlichkeit. Fest steht einzig der Ursprung des Namens: In der ranked Scene wird jeder Site nach gewissen Kriterien ein Ranking zugewiesen.

Ein interessanter Fakt noch: Während Auto Trader (also Scripts, die Releases direkt nach Pre automatisch von Site zu Site kopieren) in der rented scene der Regelfall sind, sind diese in der ranked scene und Teilen der private scene nicht nur verpönt, sondern verboten.

Wir nennen hier natürlich aus nachvollziehbaren Gründen keine konkreten Namen der Groups in den jeweiligen Ländern, etc. Nach diesem langen Einstieg konzentrieren wir uns nun auf konkrete Änderungen im Jahre 2009 und auf die unteren Bereiche der Verteilerkette.

Ein besonders trauriger Trend ist der Niedergang der englischen Cine-Szene. Gab es in der Vergangenheit beständige, zuverlässige Groups wie CAMERA, BaLD, PreVail, MoF, PUKKA und natürlich mVs, erscheinen heute fast alle CAM- und TS-Quellen vor einem Szene-Release bereits auf Torrent-Trackern, auf Rapidshare oder im Usenet. Selbst bessere Lines (Direct Audio), z.B. zu R5-Bildquellen, tauchen heute oft zuerst im P2P auf. Anstelle der Major Groups sind hier One Hit Wonder getreten, die oft aus dem P2P klauen, und dafür in der Regel mangels Wissen um das korrekte Encoding Nukes wie no.ivtc oder eben Delpres/Nukes stolen.from.p2p kassieren.
Natürlich ist sich ein Teil der Szene dieses Verfalls bewusst, und prangert entsprechende Groups in ihren NFOs an, wie z.B. D3M0NZ. Mehr dazu weiter unten.

Erfreulich dagegen ist anzumerken, dass 2009 das Jahr der "OWN Cams" deutscher Groups war. Die Liste dieser führt PFD mit 13 Cams an, danach folgen Pleaders, VCF und OWK. Von insgesamt 24 deutschen Cams waren 16 internationale und 8 deutsche Filme.

Dass zumindest ein Teil der Pre-Szene noch wunderbar funktioniert, zeigen die meistens schnellen und regelkonformen Nukes in den Sections MP3, XviD, HD und auch zumindest der englischen TV-Szene. Denn auch wenn sich das NukeCouncil im Jahre 2009 offiziell auflöste, waren die globalen Pre-Channels selten in einem konsistenteren Zustand als dieses Jahr. Gab es in 2007 und 2008 noch fast monatlich öffentliche Addpre-Channel, über die Spam in hunderte weitere Channels verbreitet werden konnte, gab es 2009 deutlich weniger solcher Vorfälle. Scheinbar haben die Pre-Bot-Owner dazu gelernt. Die Quell-Angaben der Nuke-Bots, die aus dem Regelwerk des Councils gebildet wurden, haben die Anzahl von falschen Nukes und Nukewars in seriösen Channeln reduziert wie nie zu vor. Positiv hat sich vermutlich auch ausgewirkt, dass die Administration hinter dem Nuke-Netzwerk DupeNet als Betreiber des Torrent-Trackers SceneTorrents entlarvt wurde. Sowohl DupeNet als auch SceneTorrents gingen dieses Jahr offline.

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Dass neue Releases auf SceneTorrents (bis November 2009 ein Invite-Only-Tracker mit über 10.000 aktiven Usern) bereits Minuten oder sogar Sekunden nach Szene-Pre erscheinen konnten, war nur möglich, da die Tracker-Uploader in den Niederlanden mindestens zwei große Sites betrieben. Diverse Scene Notices folgten, führten jedoch nur zu zwischenzeitlichen Downtimes und anderen Namen.

Angestachelt von solchen Upload-Zeiten (die übrigens auch auf anderen Invite-Only-Trackern, z.B. SceneAccess, weiterhin gang und gäbe sind) nahm neben den seit 2008 existierenden Trace-Channeln auch eine Trace-Webseite die Arbeit auf: trac3.me zeigt an, welcher Tracker welches Release am schnellsten hochgeladen hat.

Dieser Trend ließ auch die deutsche Invite-Only-Tracker-Szene nicht kalt: Schnelle Uploads gehören auch hier immer mehr zum guten Ton. Das Level an Automatisierung, das im englischen/internationalen Bereich Releases auf die Tracker schaufelt, ist hier allerdings noch lange nicht erreicht. Mindestens zwei solcher deutscher Tracker wurden dieses Jahr übrigens "busted", d.h. die Betreiber sehen sich jetzt erheblichen Anschuldigungen gegenüber. Die Leecher/Benutzer gehen bei einem Bust fast immer straffrei aus, sind jedoch durch separate Überwachungs- und Protokollierungsmaßnahmen keinesfalls aus dem Schneider.

Crashkurs Urheberrechtsverletzungen
Viele fragen sich: Welche Folgen erwarten mich, wenn ich mir einen Film/ein Spiel/ein Album von/mit ____ herunterlade? Hier der Versuch einer kurzen Antwort.

Grundsätzlich gilt erstmal: Wer einen Film, einen TV-Mitschnitt, ein Spiel, ein Musikstück etc. veröffentlicht, ist dafür voll verantwortlich. Das heißt konkret: alle Rapidshare-Uploader, alle Torrent-Seeder und natürlich fast alle Mitglieder der Szene begehen Urheberrechtsverletzungen am laufenden Band, da sie natürlich keine Erlaubnis für diese Veröffentlichungen besitzen.
Besonders gravierend sind diese Verletzungen, wenn dabei Geld im Spiel war, was aber fast immer der Fall ist: Spenden an Torrent-Tracker, Premium-Accounts, Kosten für Server-Miete und Traffic, usw.
Aber auch das kostenlose Bereitstellen bzw. Verteilen eines kompletten Filmes kurz nach oder vor Kinostart kann schon als gewerbsmäßige Handlung ausgelegt und dementsprechend hart bestaft werden.

Kommen wir nun zum Herunterladen. Seit 2007 gilt: Das Herunterladen von Inhalten aus offensichtlich rechtswidrigen Quellen ist verboten. Ebenso natürlich der Erwerb auf CD, DVD, usw. Bis 2007 wurde hier oft von einer Strafverfolgung aufgrund einer Bagatellklausel abgesehen. Seitdem diese Klausel jedoch abgeschafft wurde, kommen auf erwischte Downloader zusätzlich zu möglichen Schadenersatzansprüchen in Höhe von mehreren Tausend Euro auch noch unverschämte Abmahngebühren zu. Daraus hat sich ein regelrechtes Geschäftsmodell entwickelt, denn die Abmahngebühren gehen über den Anwalt direkt an die Rechteinhaber, was oft angenehmer als eine Verurteilung vor Gericht ist.

Der reine Besitz von Schwarzkopien ist übrigens nicht strafbar. Erst wenn eine Vervielfältigung (z.B. ein Download) oder eine Aufführung des Materials nachgewiesen werden kann, drohen hohe Strafen. Dies ist jedoch keineswegs ein Freibrief zum Offline-Tausch: Der Besitz von großen Mengen an Schwarzkopien kann in jedem verwandten Verfahren vor Gericht das Zünglein an der Waage sein. Der Einsatz von verschlüsselten Festplatten bietet hier zuverlässigen Schutz.

Während sich Juristen, die Content-Lobby und die Verfechter eines liberalen Urheberrechts noch Jahre weiter streiten werden, wollen wir ein kurzes, allgemeingültiges Fazit ziehen:
Sowohl für Anbieter wie auch für Konsumenten von illegal verbreiteten Kopien gilt: Je weniger Leute Zugriff auf die Kopien haben, je exklusiver der Nutzerzirkel, und je weniger Geld im Spiel ist, desto unwahrscheinlicher ist eine unangenehme Überraschung in Form einer Abmahnung, einer Haussuchung oder sogar einer Vorbestrafung.

Während also die Invite-Only-Tracker nicht tot zu bekommen scheinen und von ambitionierten wie kompetenten Teams betrieben werden, verlieren öffentliche Torrent-Tracker rasant an Bedeutung. ThePirateBay sollte verkauft werden, der Verkauf platzte, man hat aufgrund eines laufenden Gerichtsverfahrens trotzdem vor, das Hosting von .torrent-Meta-Dateien einzustellen, und stattdessen voll auf Magnet-Links und DHT / Peer Exchange zu setzen. Auch die eigentliche Tracker-Software der Piratenbucht soll abgestellt werden. IsoHunt geriet in die Mühlen der Justiz, ist im Moment aber noch online, da ein entsprechendes Urteil, dass die Plattform für die Torrent-Inhalte mitverwantwortlich macht, nur in Kalifornien gesprochen wurde und so keine direkte Relevanz für die kanadischen Betreiber hat. MiniNova entfernte alle Torrents, die auf illegale Inhalte verwiesen.
Interessant ist zugleich, dass diverse Anbieter (Beispiel) den Abwärtstrend im Torrent-Bereich abstreiten, obwohl unabhängige Quellen eigentlich zumindest eine Stagnation feststellen. Auch der 2009 Global Broadband Report stellt fest, dass der Torrent-Traffic um eine zweistellige Prozentzahl abgenommen und der Sharehoster-Traffic zumindest ein einstelliges Wachstum zu verzeichnen hat.

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An Stelle der öffentlichen Torrent-Tracker hat sich also spätestens seit diesem Jahr die Sharehoster-Mafia fest positioniert. Auf Seiten wie rlslog oder scenereleases posten einzelne Nutzer Download-Links zu Releases bereits wenige Minuten nach Pre. Besonders im deutschen Bereich gibt es hunderte Seiten, die Sharehoster-Downloads katalogisieren oder systematisch selber anbieten. Dabei verdienen nicht nur die Betreiber dieser Seiten monatlich tausende von Euro an den Werbeeinblendungen, sondern vor allem Rapidshare & Co. sich mehrere goldene Nasen mit Premium-Accounts.

Bei dieser Vielfalt an Möglichkeiten ist es nicht überraschend, dass Szene-Releases über fast alle denkbaren Kanäle und Wege ihren Weg an Leute, die diese Releases eigentlich nicht verdient haben (z.B. weil sie dafür bezahlen), finden: Von Sites zu Invite-Only-Trackern, von Sites direkt zum Sharehoster, vom Invite-Only-Tracker ins Usenet usw. usf... Releases zu leaken und zu verteilen hat sich hier in gewissen Kreisen zum Volkssport entwickelt.

Auf ähnliche Art und Weise wie Sharehoster-Seiten finanzieren sich Streaming-Websites, allen voran der deutsche Branchenprimus kino.to, der inzwischen zu den 50 Webseiten mit den meisten deutschen Besuchern gehört. Nach dem Installieren des "DivX Web Players" oder oft sogar nur mit aktiviertem Flash-Plugin können Besucher hier aktuelle Filme in meistens mäßiger Qualität und vielen Unterbrechungen durch Zwischenpuffern anschauen. Der Clou dabei: Dadurch, dass kein vordergründiger Datei-Download stattfindet, ist das Anschauen in Deutschland nach aktueller Rechtslage noch legal, auch wenn andere Auslegungen existieren. Da es hier bisher noch zu keiner Anklage kam und damit auch in Zukunft nicht zu rechnen ist, dürften sich die Nutzer weiter in Sicherheit wähnen. Dass die Betreiber und Uploader dagegen mit einem Fuß im Gefängnis stehen, dürfte jedem klar sein.

Einer der Hauptsponsoren für Webseiten dieser Art sind nach wie vor deutsche UseNet-Abzocker-Provider wie UseNext und FirstLoad. Dazu mehr unten. Die riesigen Gewinne, die Betreiber solcher Seiten einfahren, haben bereits 2008 zur Gründung des Anbieters AnonymServices geführt, der ganz offen damit wirbt, Server in nicht-EU-Ländern wie Russland oder Panama, anonyme Kredit- und SIM-Karten, Bankkonten in Panama sowie Skript-Pakete für Webseiten, die illegal vervielfältigte Inhalte verlinken, bereitzustellen. Nachdem der luxemburgische Hoster server.lu im Juni als Folge eines Gerichtsurteils mehrere große Seiten wie torrent.to aus dessen Rechenzentrum verbannte, erfreuen sich diese Dienste großer Beliebtheit.

Dieses Treiben widerspricht dem ursprünglichen Gedanken der Szene natürlich enorm. War die Szene früher ein Hort von technisch gut ausgerüsteten und fähigen Menschen, die mit sportlichem Eifer und Ehrgeiz releasten, entwickelten und kopierten, sorgen schnelle und umfangreiche Leaks aus der Szene heraus heute dafür, dass Top-Groups tief im Untergrund operieren müssen, und vor allem auch dafür, dass nicht nur das Herunterladen sondern auch das Bereitstellen von Schwarzkopien einmal typischen Kiddies und auf der anderen Seite gewinnorientierten Individuen mit vergleichsweise wenig Aufwand möglich ist. Vor allem diese Monetarisierung der Schwarzkopien hat tiefe Schäden in Teilen der Szene hinterlassen. Anstelle von einem gesunden Misstrauen gegenüber Unbekannten werden Personen, die sich in unsicheren Kreisen wie z.B. auf Torrent-Trackern bewegen, assimiliert. Das gleiche gilt für finanzstarke "Investoren", die sich in die Szene einkaufen und fortan Releases in großen Maßstab ins Internet leaken und dort, wie oben beschrieben, monetarisieren.

Beachtlich ist, dass trotz diesem naturgemäßen Spannungsverhältnis auf den meisten nicht-Szene-Plattformen zwar unter dem "Fußvolk" ein großes Unwissen, aber seitens der Führungsetagen auch ein großer Respekt vor der Szene herrscht. Das drückt sich durch Markierungen wie "Non-Scene" an P2P-Releases und auf gewissen Plattformen sogar einem kompletten Ban von Nicht-Szene-Releases aus.

Hiermit sind wir an einem Punkt angelangt, an dem sich die Frage stellt: Wer hat es verdient, eigentlich kostspielige Inhalte gratis aus dem Netz zu laden? Die Szene-Attitüde diktiert hier eine klare Antwort: Jeder, der etwas dazu beiträgt. Das wären also alle aktiven Mitglieder der Szene, und sonst niemand. Diese Einstellung ist zwar lobenswert wie verständlich, jedoch hat 2009 eines gezeigt: Was Napster mit Musik startete, das gilt heute auch im Bereich TV.
Vor allem in den USA werden heute schon mehr TV-Sendungen nach der Sendezeit, als "live" im TV geschaut. Das Herunterladen von TV-Rips als Torrents und von Sharehostern ist hier so alltäglich wie der Griff zur Fernbedienung. Szene-Releases sind auch (vor allem) hier Minuten nach dem Release im Usenet, auf Sharehoster und auf Torrent-Trackern. Eine riesige Bevölkerungsgruppe profitiert unentgeltlich von der Arbeit einiger weniger in der Szene. Dass Usenet-Provider, Sharehoster und Tracker-Betreiber hier quasi mafiöse Strukturen bilden und mit dem Mainstream-Phänomen "TV-Releases" satte Gewinne einfahren, wird gerne vergessen.
Spätestens hier wird klar, dass die eben gestellte Frage nicht kurz und knapp beantwortet werden kann, sondern gesellschaftliche wie juristische, ja schon fast philosophische Dimensionen besitzt.

Doch kehren wir mal wieder zum Report zurück: 2009 war auch das Jahr der fallenden Preise für UseNet-Zugänge. Vor allem die Flatrate-Preise internationaler UseNet-Provider-Riesen wie GigaNews und AstraWeb drückten auch die Abonnement-Preise bei deutschen Anbietern. Auch hier gilt: Sobald Geld ins Spiel kommt, sind Ermittlungsbehörden und die GVU besonders interessiert und die Verachtung der Szene besonders groß. UseNet-Suchmaschinen wie BinTube und NZB-Katalog-Seiten wie NzbMatrix verdienen mit. Ein rechtskräftiges Urteil gegen die unverschämte Werbung deutscher Anbieter gibt es bisher noch nicht, obwohl schon mehrere Fälle die Gerichte beschäftigten.

Seit Jahren keine großen Bewegungen erfahren, hat die XDCC-Welt. Einige hundert private und öffentliche IRC-Channels stellen hier Warez über Bots, die auf gehackten Servern in Korea, Japan, den USA, aber auch europäischen Staaten, laufen, zur Verfügung. Auch 2009 wurden diese Dienste hauptsächlich von einer eingefleischten kleinen Community bereitgestellt und genutzt.

Weiter an Bedeutung verlor 2009 die FXP-Szene. FTP-Server-Accounts auf gehackten Servern in diversen Staaten weltweit, die in FXP-Boards getauscht werden, pub und tagged stros und ähnliches sterben, wie eMule und Konsorten, einen langsamen Tod. An Stelle der klassischen FXP-Boards hat sich jedoch schon vor Jahren eine kleine, von der Szene als hacked scene bezeichnete, Sub-Community gebildet, die die Strukturen der Szene nachahmt, dabei jedoch fast ausschließlich gehackte Server, teils bei Providern, teils bei Firmen, einsetzt. Größe, Organisation und der Personenkreis scheinen hier in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben zu sein.


Nachdem wir jetzt einen winzigen Blick ins Innere der Szene geworfen, eine Menge an Verbreitungswegen erwähnt und die ein oder andere streitwerte Frage aufgeworfen haben, wollen wir noch ein paar winzige Prognosen für das kommende Jahr wagen.

Für die Szene selber ist zu vermuten, dass Anzahl und Geschwindigkeit der Leaks kaum abnehmen wird. Das wird zur Folge haben, dass Top-Groups vor einem globalen Pre exklusive und frische Releases mehr im engsten Kreis, tief eingegraben an Plätzen, die kein Leecher je sehen wird, tauschen werden. Es ist weiterhin zu erwarten, dass sich der Knoten, der große Teile der US-Cine- und TV-Szene mit Invite-Only-Tracker verbindet, auch 2010 nicht lösen wird. Die Frage ob die DVDR oder sogar die XviD-Section bald schon den Weg der SVCD gehen werden, kann man klar verneinen. Sicher werden weitere Sites auf die DVDR-Section zugunsten von x264-Releases verzichten, genauso werden wieder Individuen versuchen, die XviD-Rules zu ändern, doch beides wird sich 2010 nicht durchsetzen, genausowenig wie x264-Releases im SD-Format in 2009.

Die in einigen Ländern angekündigten Three-Strikes-Gesetze werden den Verbreitungsgrad von BitTorrent weiter schwächen und gleichzeitig den Umsatz von Sharehostern in die Höhe treiben. Eine Gesetzgebung, die Sharehostern das Leben schwer macht, ist weder in Deutschland noch anderswo zu erwarten. Vom Abstieg der Torrents ebenso profitieren, wird das UseNet. Hier sind neue, noch durchschnittsuser-tauglichere Techniken zu erwarten.

Einen Schub kann man ebenfalls bei legalen Angeboten im Bereich Musik und TV-On-Demand erwarten. Ende des Jahres werden neue, attraktive Angebote auf Seiten wie Hulu, aber auch die legale Verfügbarkeit von Serien auf YouTube versuchen, illegalen Serien-Kopien das Wasser abzugraben.


Natürlich kann man bei einem so umfangreichen Thema wie diesem nur an der Oberfläche kratzen, wenn der Blog-Eintrag nicht zu einem Roman werden soll. Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen, es war alles verständlich und ihr habt noch das ein oder andere neue erfahren. Sachdienliche Kommentare und Ergänzungen sind willkommen!

Ein besonderer Dank geht an alle meine Informanten und das xREL-Team.

Somit, auf ein gesundes und fröhliches Jahr 2010! Eignet euch ein wenig der Szene-Mentalität an und nehmt Releases nicht als etwas, auf das man Anspruch hat, hin, sondern verdient euch dieses Luxusgut.

Doakes
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Doakes
30. Dez. 2009, 14:38 Uhr
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