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Die vergessene Musik?
Bitte nicht!

(Image)„Nein, Mann! Ich will noch nicht gehen, ich will noch ein bisschen tanzen.“ – Viele wichtige (Musik)-Veröffentlichungen geraten viel zu schnell in Vergessenheit. Während man im Radio wenigstens noch ab und zu die Nummer-Eins-Hits von 2010 hören darf, ist die Musik abseits des Mainstream erstickt, in der Vielzahl der Sommerreleases. Ich möchte euch bekannt machen, mit der Musik des letzten Jahres, die auf Dauer in der Masse untergegangen ist und dennoch höchsten Respekt für die musikalische Leistung verdienen sollte.
Im Folgenden möchte ich zu jedem größeren Genre einige bekannte Alben repräsentieren.

(Zudem solltet ihr wissen, dass es keine öffentlichen Studien zu dieser Thematik gibt und Einschätzungen nicht objektiv sein können. Letztendlich beruht dieser Blog auf meinen beruflichen Erfahrungen im Musikjournalismus)

Indie

Im Indierock-Bereich könnten dazu etwa Yeasayer mit dem Album 'Odd Blood' gehören, welches mir damals schon zunächst sehr unscheinbar vorkam. In Wirklichkeit ist es ein grandioses Indiealbum, das durch seine Nähe zum Electro auch gerne in Radios hätte gespielt werden sollen.

Ähnlich sieht es mit Sparklehorse aus, der letztes Jahr ein unheimlich schönes, aber melancholisches Album mit DJ Danger Mouse aufgenommen hat, bevor er sich das Leben nahm.

Auch im deutschen Raum gab es hervorragende Leistungen. Beispielsweise war Aydo Abay (bekannt durch Blackmail) gleich doppelt aktiv. Zum einen veröffentlichte er als Sänger von Ken das Album 'Yes We' und zum anderen war er für den Sountrack der SWR-Serie Alpha 0.7 verantwortlich, wodurch '<>' von Crash:Conspiracy entstand. Zu letzterem ist zu sagen, dass es ein sehr psychedelisches Emo-Indie Album geworden ist, weil es sich die Anti-Überwachung zum Thema machte.

Wer es lieber poppig mag, erinnert sich vielleicht noch an Die Sterne mit dem Album 24/7 - ansatzweise elektronischer Indiepop, der durch seine verrückten Texte aufgefallen ist.

Electro

Auch im elektronischen Musikbereich gab es Releases, denen man aus unerklärlichen Gründen urplötzlich keine Aufmerksamkeit mehr schenkte.

So zum Beispiel das Album ‚Metallic Spheres’ von The Orb featuring David Gilmour. Warum hört man nach knapp einem Jahr nach Album-Release nicht mehr so geniale Platten wie diese? Allein die Tatsache, dass David Gilmour als DER Mann Pink Floyd’s da mitmischt, macht das Album zum Meisterwerk. Hier hört man psychedelischen Electro-Ambient auf höchstem Niveau.

In Deutschland war es letztes Jahr vor allem Markus Gretschmann (von The Notwist), der vor knapp 15 Jahren begann, den deutschen Electro mit seinem Nebenprojekt Console zu revolutionieren. Letztes Jahr hat er mit ‚Herself’ ein ebenbürtiges Album geschaffen.

-Core

In dieser Sparte müssen zuerst ganz klar die deutschen Indie-Postcor’ler Trip Fontaine stehen. Was soll ich dazu schreiben? Wer solche Musik hört, sollte die Band spätestens nach dem Medientrubel des letzten Jahres kennen. In ihrem Album ‚Lambada’ wird es laut und leise, mal schnell und mal langsam – auf jeden Fall ein fast(!) chaotisches Experimentiergewirr mit FreeJazz???. Ja genau, FreeJazz. Dennoch enthält das Album gewisse Strukturen und könnte jeden Tag gehört werden. In den Rock-Fanzines wird diese wunderbare Band kaum noch besprochen.

Es klingt fast irrwitzig, wenn ich jetzt behaupte, dass das nächste Album, das es vorzustellen gibt, ebenfalls von Deutschen stammt. Aber dem ist so. Escapado sind zwar auf jedem zweiten Festival dabei und versuchen auch via Facebook auf sich aufmerksam zu machen, doch der große Kontakt mit der Presse scheint zur Zeit nicht zu bestehen. Das aktuelle Album ‚Montgomery Mundtot’ wurde letztes Jahr seit dem Release, täglich in verschiedenen Online-Redaktionen und Blogs besprochen, aufgrund des Mitglieder-Wechsels, was das Shouting betrifft. Dennoch könnte man meinen, ihr Album sei seit spätestens März aus den CD-Regalen verschwunden. Wer auf Hardcore mit Screamo-Tendenzen steht bzw. die Band kennt, sollte sich selbst und ihnen den Gefallen tun und noch mal die Scheibe durchlaufen lassen.

Post/Metal

Folgende Veröffentlichungen hätte ich zwar durchaus noch zur vorherigen Überschrift hinzufügen können, aber sie spalten sich zu sehr ab, als dass man es mit Hardcore in dem Sinne vergleichen könnte.

U.S. Christmas veröffentlichten schon ihr fünftes Album. Dennoch scheinen sie nicht für die Medien geschaffen zu sein. Das Album ‚Run Thick in the Night’ sorgte im letzten Jahr tatsächlich nur wenige Wochen für Spaß. Das Album trägt Post-Rock-Charakter, Rythmen, die auf psychedelische Herkunft hindeuten und Avant.
MetalNews.de 01/10/10) schrieb:
Dazu gesellt sich der meist durch viel Hall noch zusätzlich entrückt klingende, eiernde, monotone und doch ungemein passende und fesselnde Gesang Nate Halls, welcher einer gewissen Gewöhnung bedarf.

Vermutlich war das ausschlaggebend dafür, dass nur die wenigstens Metalhörer die Musik mochten und somit keine weitere Aufmerksamkeit von Nöten war. Tatsächlich ist es aber so, dass die Weihnachtsveteranen wahre und faszinierende Geschichten über das Leben erzählen, die man für meine Begriffe nur auf diese melodische Art und Weise verarbeiten kann.

Parallel zu U.S. Christmas machten Kvelertak auf sich aufmerksam – eine norwegische Band, die Hardcore mit Black Metal und Rock’n’Roll mischt. Bei ihrem s/t Album übernahm sogar Kurt Ballou (Converge-Gitarrist) die Produktion. Hierbei handelt es sich um ein impulsives Album, über das man noch Jahre schreiben sollte. Für Metal-Fanaten gilt hier eigentlich nur noch die Parole: Moshen, Springen, Schreien.

Punk

Hier wollte ich mich eigentlich noch zu Antitainment und den Jungs von Mikrokosmos23 aussprechen. Stattdessen fühl ich mich verpflichtet dazu, die Band Hello Bomb vorzustellen. Sie klingen wie die Beatsteaks und ihr Sänger sieht sogar aus wie Arnim Teutoburg-Weiß (Frontmann von den Beatsteaks), aber sie sind geiler als die Beatsteaks. Dennoch kamen auch bei deren Debút ‚Zuender’ die Medienberichte viel zu kurz und die wenigen, die sie kennen lernen durften, haben sie wahrscheinlich auch genau so schnell wieder vergessen. Wer die CD hat, darf sich glücklich schätzen, diesen explosiven Stoff zu besitzen. Sie erinnert an die Beatsteaks in den Übergangsjahren vom dreckigen Punk zum Alternative. Hello Bomb schreien mehr – so viel mehr, dass die Töne schnell mal etwas höher werden und sie Billy Talent ähneln – sozusagen „Punk trifft auf noch mal Punk“.

Singer/Songwriter/Acoustic

Der Singer und Songwriter, der immer wieder auf sich aufmerksam macht und wieder vergessen wird, ist definitiv Sufjan Stevens. So durfte er auch letztes Jahr zwei Releases verzeichnen. Zum einen sein Album ‚The Age of Adz’ und zum anderen die EP ‚All Delighted People’, wobei viel mehr seine EP den Ruhm ernten durfte, aufgrund der Vielseitigkeit Stevens’, die sich hier musikalisch, wie auch inhaltlich widerspiegelt.

dt. Hip Hop

Auch im Bereich des deutschsprachigen Hip Hops gab es 2010 eine große Flut an Veröffentlichungen. Auffallend war vor allem die große Vielfalt der verschiedenen Bereiche: Von Straßenrap, über elektronisch angehauchte Raps hin zu Oldschool war alles vertreten. Trotzdem sind viele Alben leider in Vergessenheit geraten: Der beim Stuttgarter Label Chimperator gesignte Rapper und Produzent Tua veröffentliche zusammen mit dem Sänger Vasee das Album Evigila (Tua_und_Vasee-Evigila-DE-2010-NOiR). Experimentelle, elektronische Beats, nachdenkliche Texte und eine interessante Gesangsstimme bieten immer noch Abwechslung pur.
"Punchline"-Gott Morlock Dilemma vom Leipziger Label Spoken View veröffentlichte sein Mixtape "Der eiserne Besen" (Morlockk_Dilemma-Der_Eiserne_Besen-DE-2010-NOiR): Trotz teilweise etwas nervender Stimme, zeigte er, dass Battlerap eben nicht nur aus primitivem Beleidigen bestehen muss, sondern auch technisch anspruchsvoll sein kann. (Chester)

Andere

Zu allen anderen nicht genannten Genres, gibt es entweder keine Releases, die im letzten Jahr besonders stark aufgefallen sind oder es wird über diese heutzutage einfach nicht mehr in Magazinen/Foren/Blogs diskutiert. Fallen euch dennoch wichtige Veröffentlichungen ein, dann bitte ich um Kommentare.

McHusky
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McHusky
30. Aug. 2011, 12:58 Uhr
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