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Retrogaming Issue #1
Lylat Wars / StarFox 64 (N64, VC, 3DS)

Wir schreiben das Jahr 1997, Winter, Weihnachten. Wie die meisten Heranwachsenden zu der damaligen Zeit, welche im Besitz des N64 waren, saß ich zu Hause und wartete gespannt auf den Mann mit dem weißen Bart im roten Gewand. Auch wenn das Spiel schon knapp 2 Monate vorher in Deutschland veröffentlicht wurde, sehnte ich dem 24. Dezember entgegen. Mein Budget war damals sehr knapp bemessen und ging ein halbes Jahr vorher schon für eine andere Softwareperle drauf. Mit lauter Vorfreude schob ich zum gefühlten 1000 Mal die "Wieviel 3D hältst du aus?"-Videokassette in den Schacht des Rekorders und spulte an die Stelle, an der Lylat Wars vorgestellt wurde. Auch wenn ich das Video schon in- und auswendig kannte, ich musste es mir einfach noch einmal anschauen. Die Vorfreude stieg von Minute zu Minute, ein paar Stunden noch und ich würde selbst Hand an den Controller legen dürfen und den Schergen Andross‘ eins vor‘n Latz ballern!

Wieviel 3D hältst du aus? - N64 Promo VHS Teil 2/8 (Lylat Wars)

Lylat Wars & die Vorgänger
Aber was ist Lylat Wars überhaupt? Es ist ein klassisches Shoot’em Up und gehört zur StarFox-Reihe, welche auf dem SNES ihren Anfang nahm. Der erste Teil der Serie machte mächtig Gebrauch vom im Modul integrierten Super-FX-Chip, welcher zu der damaligen Zeit (1993) revolutionäre, aus Polygonen aufgebaute, 3D-Grafik auf den Bildschirm zauberte. Der Shooter gilt auch heute noch als Wegweiser für das Genre und genießt Kultstatus. Aus lizenztechnischen Gründen hieß der Titel in Europa jedoch StarWing, aus ähnlichem Anlass sprechen wir hier auch über Lylat Wars und nicht wie im Original über StarFox 64. Und noch etwas, da ich hier StarFox als Reihe erwähne: eigentlich gab es nur einen einzigen Teil vor Lylat Wars. StarFox 2 wurde nie offiziell veröffentlicht, dennoch lässt sich in den Tiefen des Internets eine zu 99% lauffähige und fertige Version auftreiben, welche dank einiger User auch in verschiedenen Sprachen vorhanden und mit Bugfixes versehen ist.
StarFox auf dem SNES

Der Namensverdrehung zum Trotz blieb das Spielprinzip überall gleich. Wie auf einer Schiene befestigt, steuert man sein Gefährt durch verschiedenste Level und nimmt währenddessen die Gegner aufs Korn. Vorwiegend sitzt man hinter dem Steuer eines Arwing, eine Art Raumgleiter. Aber auch ein Panzer sowie ein U-Boot kommen zum Einsatz. Während der explosionsfreudigen Kämpfe sammelt man Powerups ein, welche die Laserkraft eures Gleiters verstärken oder euch eine mächtige Bombe an die Hand geben, mit der ihr die umherfliegenden Gegner-Polygone in die ewigen Jagdgründe schicken könnt. Silberne und Goldene Ringe gibt es auch noch: erstere dienen dazu eure Lebensleiste auf zu laden, letztere verlängern selbige, sobald man es schafft 3 davon zu ergattern. Am Ende der Welten warten meist riesige Endgegner, welche nur danach lechzen euch den gar aus zu machen.

Story/Spielgeschehen
Jedoch zieht ihr nicht ohne Grund in den Kampf. Der fiese Wissenschaftler Andross hat Corneria, dem Heimatplaneten eures Helden Fox McCloud, den Krieg erklärt. Wie auch euer Vater James, welcher vom letzten Angriff gegen Andross nicht zurück gekommen ist, schickt euch General Pepper Richtung Venom, der Sitz des Fieslings. An eurer Seite befinden sich Slippy Toad, ein tollpatschiger Frosch welcher immer, ja wirklich IMMER in irgendwelche brenzlige Situationen gerät, Peppy Hare, ein alter Hase, welcher schon mit eurem Vater gegen die Schergen des Bösen kämpfte und Falco Lombardi, ein blauer Falke, der immer irgendwie cool und lässig rüber kommen zu versucht. Mit ihnen gemeinsam kämpft ihr euch euren Weg durch die 16 Levels. Dabei ist die Route nie wirklich festgelegt. Je nachdem wie ihr euch während den Kämpfen entscheidet, ändert sich der Verlauf und damit euer Weg.
Die Levelkarte von Lylat Wars

Ein Beispiel: In der ersten Mission wird Falco von ein paar Jägern unter Beschuss genommen. Gelingt es euch, ihn zu retten, führt er euch kurz vor dem Ende der Mission durch einen Wasserfall hindurch, hinter diesem ihr auf einen mächtigen Endgegner trefft. Schafft ihr es nicht, seine Verfolger in brennende Wrackteile zu verwandeln, muss er sich zurück ziehen und ihr folgt der normalen, einfacheren Route. Auch hier wartet ein Endgegner und es gibt eine Gameplay-Veränderung! Ihr löst euch von der Rail-Shooter-Schiene und könnt euch nun frei im Raum bewegen. Jetzt gilt es den ersten Bossgegner des Spiels zu zerlegen. Dabei macht ihr vorwiegend Gebrauch von den Spezialaktionen eures Arwings, einem U-Turn sowie einem Summersault. Um euch vor etwaigen Schüssen zu schützen, vollführt ihr eine Barrel-Roll oder nutzt den Boost. Bis auf den U-Turn können alle diese Aktionen auch während der normalen Flugsequenzen vollführt werden.

Veränderliche Situationen und Entscheidungen gibt es während euren Missionen zu Hauf und genau dieses nicht lineare Gameplay macht Lylat Wars zu etwas besonderem. Die normale Spielzeit ist nicht sonderlich lang, nach ca. 1-2 Stunden tretet ihr schon Andross gegenüber. Aber beim ersten Durchspielen werdet ihr auch nur einen Bruchteil der 16 Welten zu Gesicht bekommen haben, welches euch veranlasst noch etliche Male durch die Planeten und Sektoren zu streifen. Um euch noch länger am Bildschirm zu fesseln, gibt es ein Medaillen-System welches euch mit verschiedenen Features belohnt. Zum einen wartet ein Soundtest darauf, freigespielt zu werden, sowie den Panzer für den Mehrspielermodus. Für Experten steht nach dem Erhalt aller Medaillen der Expert-Mode zur Verfügung. Können auch hier alle Abzeichen eingesackt werden, dürft ihr mit dem StarFox-Team zu Fuß im Multiplayer antreten sowie einen alternativen Title-Screen bewundern.
Screenshots von Lylat Wars auf dem N64

Wie zuvor schon erwähnt, seid ihr nicht immer mit eurem Gleiter unterwegs, welcher sich gleichermaßen im Weltraum zwischen Asteroiden und auf den verschiedenen Planeten wohl fühlt. Nein, auf Titania und Mcbeth dürft ihr mit einem Panzer die Gegend unsicher machen, ein völlig anderes Spielgefühl. Noch einen Zacken abgedrehter wird es auf Aquas, einem Wasserplanet. Dort schwingt ihr euch hinter das Steuer eines Unterseebootes und zerschießt riesige organische Kreaturen. Um jede Erschütterung der einschlagenden Geschosse zu spüren zu bekommen, wurde Lylat Wars mit dem Rumble Pak ausgeliefert: ein riesiges, schweres Teil, welches unten in den Zusatzslot des Controllers geschoben wurde, da wo auch des Öfteren Memory-Cards ihren Platz einnahmen. Damals als tolles und besonderes Feature gefeiert, gehört es in aktuellen Controllern zum Standardrepertoire.

Emulation & Neuauflage
Dieser Part ist ein fester Bestandteil des Retrogaming-Blogs. Hier wird beschrieben, mit welchen Tools ihr die alten Games wieder zum Leben erwecken könnt - vor allem wenn eure Module in den Untiefen des Kellers vergraben oder deren Speicherzellen längst erloschen sind.

Im Falle von Lylat Wars ist dies besonders einfach. Besitzer eines 3DS dürfen jetzt mit den Ohren schlackern, denn für deren kleine portable Gamingkiste ist vor kurzem StarFox 64 3D erschienen. In aufpolierter Optik, neu abgemischter Musik & Sprachausgabe, welche vor allem auf dem N64 sehr rar war, sowie einem 1A umgesetzten 3D-Modus, könnt ihr euch wieder durch die Welten ballern! Dabei sollten nicht nur alten Hasen zum Modul greifen, auch die jüngere Generation kann mit diesem Spiel nichts falsch machen! Dabei ist der "N64-Modus" klar dem einfacheren "3DS-Modus" vorzuziehen.

E3-Trailer von StarFox 64 3D für den Nintendo 3DS

Besitzer einer Wii können sich den Klassiker über die Virtual Console zu Gemüte führen. Für ein paar Wiipoints bringt man die Originalversion des Shooters zurück auf den heimischen Bildschirm.

Nutzer von Emulatoren können dank höherer Auflösung und verschiedenen Einstellungen wie Anisotropic-Filtering, Super2xSal, Texturefiltering und Antialiasing das Ballererlebnis um einiges schöner und smoother erleben, als mit der originalen Konsole. Hierfür bietet sich besonders Project64 an, einer der beliebtesten Emulatoren. Die 1.6 Version findet ihr zum kostenlosen Download auf der Website, 1.7 ist noch in der Beta, für einen gewissen Obolus dürft ihr aber auch diese Version nutzen. Es müssen kaum Einstellungen vorgenommen werden, als Plugins kann man die Voreingestellten (Video: Jabo’s Direct3D8 1.6, Audio: Jabo’s DirectSound 1.6 sowie Input: Jabo’s DirectInput7 1.6) ohne Probleme nutzen. Über Options > Configure könnt ihr alles nach belieben einstellen. Bei den Videoeinstellungen passt ihr eure Auflösung an und aktiviert je nach Rechenleistung/Geschmack noch zusätzlich Anisotropic filerting, Antialiasing sowie die beiden Texturefilter.

Hide Advanced Settings kann gesetzt bleiben. Bei belieben kann aber auch in den zusätzlichen Einstellungen etwas herumgespielt werden, z.B. wenn man eine Widescreen-Ausgabe erzwingen möchte. Ist dies der Fall, dann im nun erschienenen Advanced-Tab "Adjust game aspect ratio to match yours" sowie "Use Direct3D transformation pipeline" anwählen und die Auflösung an den Bildschirm anpassen. So wird das Bild nicht verzerrt, sonder die eigentlich verschwindenden Informationen am Bildrand werden mit einberechnet und angezeigt. Natürlich kann es zu kleineren Grafikproblemen im nun zusätzlich gezeigten Rand kommen, diese sind aber größtenteils zu verschmerzen, denn man wird ja mit einer größeren Übersicht belohnt!
Vergleich: 4:3 v.s. Widescreen

In den Soundeinstellungen lohnt es sich "Sync Game to Audio" einzustellen, dies verhindert Tonaussetzer, Knackser usw. Im Controllerplugin stellt ihr nun noch eure gewünschten Knöpfe ein und dann kann es auch schon los gehen. Vorausgesetzt, ihr besitzt natürlich den Rom-Dump des Spiels, aber wer xREL schon länger besucht weiß, wir geben hier keinerlei Downloadlinks preis.

Letzte Worte
Wie gefällt euch diese Rubrik? Ist denn mehr von diesen Einträgen erwünscht? Kanntet ihr Lylat Wars schon, falls ja, wie fandet ihr es? Kauft ihr euch die 3DS Version oder besitzt sie sogar schon? Über eure Kommentare & Bewertungen würde ich mich wirklich freuen. Falls ihr sogar selbst Interesse habt, bei der Retrogaming-Aktion mitzumachen, um eventuell mal euer Lieblingsspiel von früher vorzustellen, dann meldet euch bei uns!