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Bettel-Fiete 3 vom Verlag „Echt Absurdistan“
Die Geschichte eines Buchkaufes

(Image)Es begab sich zu einer Zeit, auf einer Welt, als es noch normale Bücher gab – und Spiele welche ohne Origin auskamen…
Ich lese gern und viel: Bücher. Ihr wisst schon: Diese altmodischen Sammlungen von bedruckten Blättern aus Papier. Meinen Wohnzimmerschrank zieren hunderte von diesen Werken und bilden für mich eine Art Trophäenwand, die im Laufe der Jahre durch so manches Schmuckstück zu einem Teil meines Lebens geworden ist.

Bislang lief dieses Leben auch in geordneten Bahnen – bis ich kürzlich ein neues Buch kaufte:

BF3 von EA.

Bettel-Fiete 3 vom Verlag „Echt Absurdistan“

Als ich mit dem Buch an die Kasse des Buchhändlers trat, wunderte ich mich bereits über die große Ansammlung von Menschen, die alle HINTER dem Tresen standen. Mein Buchhändler kassierte seine 54 Euro und ich registrierte stillschweigend aber enttäuscht mal wieder eine Preissteigerung bei meiner Lieblingsserie. Ich wand mich zum Ausgang als der Buchhändler mir noch nachrief: „Halt, Sie haben Olli-Gene vergessen.“

Verwundert schaute ich mich um „Wie bitte? Was habe ich vergessen?“ und deutete auf mein Buch, um zu demonstrieren, dass ich alles notwendige dabei habe.

Der Buchhändler nahm einen dieser Menschen, der hinter dem Tresen stand, und übergab ihn mir mit den Worten „Das ist Olli-Gene, eine Art Butler. Sie erhalten ihn gratis und kostenlos zu Ihrem Buch dazu. Olli-Gene merkt sich beispielsweise, auf welcher Seite Sie aufgehört haben zu lesen, packt das Buch weg, wenn Sie es nicht benötigen und wird es immer pfleglich behandeln damit es im bestmöglichen Zustand bleibt. Aber das wird er Ihnen auch noch alles genau erklären, wenn Sie das Buch anfangen zu lesen.“

Etwas skeptisch und verunsichert nahm ich also Olli-Gene mit nach Hause. Tragen musste ich Bettel-Fiete 3 aber trotzdem noch selbst. Dort nahm Olli-Gene dann sogleich seinen Dienst auf, als ich die erste Seite des Buches öffnete um zu lesen, wie es wohl mit Bettel-Fiete weitergeht.

Der Feind im Haus

Ich erschrak, als Olli-Gene unvermittelt das Buch ergriff und mich am Lesen hinderte. Dann fing er an zu sprechen und rattelte Paragraphen und Bestimmungen herunter, die er offenbar perfekt auswendig gelernt hatte. Allerdings sprach er so schnell und so viel, dass meine Aufmerksamkeit bald nachließ und ich ihn entnervt unterbrach „Ist ja schon gut, kann ich jetzt bitte endlich anfangen zu lesen?“

Völlig emotionslos entgegnet Olli-Gene „Natürlich, sobald Sie mit diesen Regelungen einverstanden sind.“ Ich überlegte kurz: Der Verlag „Echt Absurdistan“ hat einen guten Ruf, den er sicher nicht riskieren wollen würde. Was sollte es schon an Fußangeln in diesen Bestimmungen geben, wenn man seinen Kunden einen solchen Butler gleich noch mitgibt?

Allgemeine Geschäftsbedingungen

„Ja, ich bin einverstanden – und jetzt her mit dem Schmöker!“ entgegnete ich und griff nach dem Buch. Blitzschnell drehte sich Olli-Gene um und begab sich zu meiner Bücherwand im Wohnzimmerschrank. Ich war völlig perplex und schockiert als er anfing jedes einzelne Buch aus dem Regal zu nehmen und zu inspizieren. In einem Höllentempo schien er jedes Buch einmal kurz durchzublättern und stellte es dann an den selben Ort zurück, von dem er sich bedient hatte. Es dauerte einige Augenblicke bis ich meine Fassung wieder zurückgewonnen hatte und ihn anschrie „Hey, was tust Du da?“

HALT STOOOPP!

Ich versuchte ihn von dem Regalschrank wegzuziehen, aber er ließ sich nicht beirren. Während er das Fotoalbum meiner Tochter inspizierte, sagte er: „Ich tue nur meinen Job gemäß den Bestimmungen, die Sie gerade genehmigt haben.“

„Davon war aber nie die Rede, das ganze Haus zu durchwühlen!“

„Sie haben mich zu früh in meiner Ansprache unterbrochen, dann hätte ich Ihnen genau erläutert, dass ich Ihre Unterlagen durchsuchen muss, um Ihnen das bestmögliche Lese-Erlebnis zu ermöglichen“.

Ich war entgeistert. „Wieso? Was hat mein Bücherregal mit Bettel-Fiete 3 zu tun?“

„Ganz einfach: Wenn ich weiß, was für Bücher sie sonst noch lesen und welche Dinge Sie interessieren, dann kann ich Ihnen geeignete Mittel vorschlagen, um Ihnen das Leben lebenswerter zu machen. Aus den Fotoalben ersehe ich, dass Sie gern Urlaub am Meer machen. Wie wäre es mit einer Reise nach Florida mit Never-Comeback-Airlines für nur 799 Euro? Sagen Sie „JA“ und ich besorge Ihnen die Unterlagen.“

„Äh … was? Nein… NEIN VERDAMMT! Ich möchte doch nur mein Buch lesen! Wann wird das endlich möglich sein?“

„Einen Augenblick bitte noch. Hier habe ich ein Exemplar von „Parry Hotter“, da fehlen einige Seiten. Die werde ich in Kürze wieder ergänzen… Und ich sehe, dass das Ende auch völlig veraltet ist. Ich werde das sofort abändern, denn das Böse gewinnt nun doch am Ende.“

Meine Entgeisterung wich der Fassungslosigkeit. „Ich war zufrieden mit dem Ende. Lass das so.“

„Zu spät! Aber meine Arbeitgeber waren nicht zufrieden damit, außerdem bekommen Sie so ein völlig neues Lese-Erlebnis, wenn Sie das Buch noch einmal lesen sollten. Ist doch prima, oder?“

Meine Fassungslosigkeit wich dem Entsetzen, als Olli-Gene dann die Schubladen öffnete, in denen sich meine Steuererklärungen, Versicherungsunterlagen und Finanzdokumente befinden.

„NEIN!“, schrie ich ihn an, „Das ist privat, absolut privat und geht nicht mal meine Freunde was an. Was erdreistet Du…“

„Keine Sorge“, entgegnete er trocken, „Ich werde nichts davon auswerten oder weitergeb… oho… was ist das denn?“ Er zog ein altes Buch hervor, das ich schon lange vergessen hatte. „Bettel-Fiete und seine 1942 Gespielinnen“ - eine alte Jugendsünde von mir. Mir fiel ein, dass ich es seinerzeit im Bücherladen einfach so mitgehen ließ ohne dafür zu zahlen. Warum ich es solange aufbewahrt hatte, ich weiß es nicht. Aber hier wurde es mir schmerzhaft vor Augen geführt.

Olli-Gene sagte kein Wort, sondern hielt mir demonstrativ mit strafendem Blick das Buchcover entgegen.

Nach gefühlten Stunden war Olli-Gene dann endlich fertig mit seiner Durchsuchung. Ich hätte nun endlich mit den langersehnten Lesevergnügen beginnen können, aber mir war die Lust gründlich vergangen.

Ich fragte Olli-Gene wie ich ihn wieder loswerden könne und er sagte mir, dass er mich zum Buchhändler zurückbringen kann, solange ich das Buch noch nicht angefangen hätte zu lesen.

Bloß weg damit!

Zwei Sekunden später hatte ich Jacke und Schuhe angezogen und war mit Olli-Gene auf dem Weg zurück zum Buchhändler.

Als ich das Geschäft betrat, schaute mich der Verkäufer schon resigniert an: „Rückgabe, hm?“

Ich nickte nur und bekam mein Geld zurück. „Ich bin wohl nicht der erste oder?“, fragte ich den Buchhändler mitleidsvoll.

„Leider nein. Ich muss die ganzen Jungs heute nacht irgendwo unterbringen. Es sind soviele zurückgekommen, dass mein Platz nicht mehr ausreicht.“

Olli-Gene schaute mich noch hoffnungsvoll an, aber ich erinnerte mich daran, wie er mir Bettel-Fiete und seine 1942 Gespielinnen unter die Nase rieb und zeigte ihm nur wortlos mit strafendem Blick den 50 Euro-Schein und ging!

Für mich war das Kapitel Bettel-Fiete somit vorbei und ich dachte nicht daran noch einmal davon zu hören.

Eines Abends jedoch…

Mein Telefon klingelte und mein Nachbar rief an. Er war völlig aufgelöst und bat um Hilfe. Ich war sofort drüben bei ihm und fragte was los sei.

Er sagte, er wolle sein Buch weiterlesen. Er sei kurz vor dem Ende und gerade jetzt wo es spannend wird, war es spurlos verschwunden. Ich versuchte ihn zu beruhigen und fragte um welches Buch es denn ginge. Er entgegnete „Bettel-Fiete 3“ von „Echt Absurdistan“ und ich mußte schlucken.

Er erklärte mir, dass es sich um eine günstige Paperback-Ausgabe handelte, die er sich vor einigen Tagen in Russland gekaufte hatte, als er auf dem Flughafen auf seinen Rückflug warten musste. Ich verdrehte die Augen.

Ich fragte, wo denn sein Olli-Gene sei und er führte mich zu ihm. Dann schrie mein Nachbar auf! Olli-Gene stand vor dem Kaminfeuer und war dabei das Paperback-Buch aus Russland Seite für Seite im Feuer zu verbrennen. Er gab keine Antworten und als er danach anfing weitere Schubladen zu durchsuchen haben wir ihn mit vereinten Kräften aus dem Haus geschmissen…

Klingt absurd?

Nun ja, hätten Sie es nicht für absurd gehalten, wenn man Ihnen vor 15 Jahren gesagt hätte, dass man Tausende von Büchern auf tragbaren Bildschirmen in der Hosentasche mit sich herumträgt?

Verfasser dieser Geschichte ist mein guter Freund "Zyrenda", der bereits in den 1980er Jahren angefangen hat mit Zocken und daher die Geschichte gut nachverfolgen konnte.

Epicfail
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Epicfail
16. Nov. 2011, 16:11 Uhr
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