Weihnachten mit Sufjan Stevens
Mit guter Musik dem Fest der Freude entgegen sehnen
Kurz zur Person: Ich übertreibe nicht wenn ich behaubte: Sufjan Stevens ist der genialste Indie- und Folk-Rock-Singer/Songwriter dieser Erde. Er stammt aus Detroit, Michigan, spielte für einige Zeit in einer Folk-Rock-Band ('Marzuki' heißen die Jungs und Mädels) in Holland und landete schließlich als Solo-Musiker in New York. Mit seinem aktuellen Album landete er sogar in den deutschen Charts.
Nun aber zum eigentlichen Anliegen dieses Blog-Eintrages. Besagter Musiker veröffentlichte in den Jahren 2001 bis 2006 fünf 15minütige EPs, die letztendlich zur EP-Kompilation "Songs for Christmas" zusammengetragen wurden. Diese Anthology will ich euch kurz vorstellen, damit euer Weihnachtsfest genau so himmlisch wird wie das meinige:
Vol. 1 - Noel
Tracklist:
Track | Name |
---|---|
1 | Silent Night |
2 | O Come O Come Emmanuel |
3 | We're Going to the Country |
4 | Lo How a Rose Eer Blooming |
5 | It's Christmas! Let's be Glad! |
6 | Holy, Holy, etc. |
7 | Amazing Grace |
Die erste der 5 EPs ist 'Noel'. Sie wird eingeleitet mit einem 45-Sekunden-Instrumental des bekannten Silent Night. Dominierend sind hierbei Piano und Akustik. Nachdem der Song in eine Stille ausklingt, folgt Track 2 - O Come O Come Emmanuel. Er beginnt mit nativem Blockflöten-Spiel und Banjo. Darauf folgt Stevens' Gesang, der himmlisch mit den ausgefallenen Instrumenten harmoniert. Wer bei diesem Song, so wie ich, in einen Trance-artigen Zustand fallen sollte, der sieht sich vermutlich selbst durch öde Landschaften laufen. Hinzu kommt der Hauptgedanke des Liedes, dass Gott immer mit uns ist und so ein Geborgenheitsgefühl entsteht, dass man vermutlich nicht einmal beim ersten Ketamin-Genuss verspüren dürfte.
Zurück in die Realität gelangt man nur, indem die Scheibe weiterläuft und Track 3 folgt. Der Song 'We're Going to the Country' macht dem Verstand wieder klar, dass es sich nicht um eine engelsgleiche Person handelt, die da singt, sondern immer noch um einen Singer/Songwriter. Gesangstechnisch erinnert Sufjan an einige der größten Liedermacher und verfeinert den Song mit einem Glöckchenspiel, das für die passende Weihnachtsatmosphäre sorgt. Der nächste Track 'Lo How a Rose Eer Blooming' ist die englische Abwandlung des deutschen "Süßer die Glocken nie klingen", das er im Refrain zusammen mit seinem Bruder singt. Von so viel wohlklingender Weihnachtsmusik wechselt er zum fünften Song 'It's Christmas! Let's be Glad!', in dem er stellenweise auch auf das Treffen der Töne verzichtet. Passend dazu auch noch leise E-Gitarre, um zu beweisen, dass Weihnachten Spaß macht. Dieser findet auch im sechsten Lied noch kein Ende. Für sein Instrumentalstück 'Holy, Holy, etc.' hat er sich immerhin nicht mal die Mühe gemacht sich einen tollen Titel zu überlegen. Wer weiß, ob er diesen Song vielleicht sogar volltrunken schrieb und ihm dann nur noch "heilig etc." einfiel. Schließlich lässt er die erste EP mit dem biblischsten Weihnachtssong 'Amazing Grace' enden, womit er sich das beste Stück tatsächlich für den Schluss aufgehoben hat.
Vol. 2 - Hark
Tracklist:
Track | Name |
---|---|
1 | Angels We Have Heard on High |
2 | Put the Lights on the Tree |
3 | Come Thou Fount of Every Blessing |
4 | I Saw Three Ships |
5 | Only at Christmas Time |
6 | Once in David's Royal City |
7 | Hark the Herald Angels Sing |
8 | What Child is This Anyway |
9 | Bring a Torch Jeanette Isabel |
Auch die zweite EP "Hark" beginnt mit einem 45-Sekunden-Instrumental eines bekannteren Weihnachtsliedes - 'Angels We Have Heard on High', oder bei uns Deutschen noch besser bekannt als 'Gloria in excelsis Deo!'. Zum zweiten Track dieser EP habe ich garnicht vor, irgendetwas zu schreiben. Ihr sollt selbst sehen, wie laut Stevens das Weihnachtsfest funktioniert:
Genau so himmlisch harmonisch klingt der folgende Song 'Come Thou Fount of Every Blessing', an dem sogar seine ganze Familie mitgewirkt hat. Im Gegensatz dazu ist 'I Saw Three Ships' ein weitaus experimentellerer Song. Hier benutzt er allerhand untypische Instrumente, die ich aufgrund ihrer Vielzahl garnicht aufzählen möchte. Durch Sufjans sanft-rauchige Stimme kann man sich jedoch auch in diesem Song total in ausgefallene Weihnachtsfantasien stürzen - auch wenn es hierbei zu Achterbahnfahrten mit des Weihnachtsmannes Schlitten kommen sollte. Die darauf folgenden Songs sind abwechselnd Glockenspiel und Banjo-Lieder, wie ich sie bereits bei der ersten EP beschrieb. Letztendlich endet Hark mit dem Song 'Bring a Torch Jeanette Isabel', das ein Solo-Lo-Fi-Akustik-Singsang darstellt. Hier wirkt er erstmalig wirklich nachdenklich und melancholisch. Es klingt auch beinahe so, als hätte er den Song frühzeitig beendet, um sich Zeit zum Weinen zu nehmen und sein Tränenmeer aufzuwischen. Seit dieser zweiten EP scheint es so, als nehme er das Fest der Freude bewusst im Herzen wahr und wolle dieses Gefühl ebenfalls dem Hörer vermitteln. Vielleicht ist das gerade eine Herausforderung für uns wohlernährte Europäer, die den Sinn der Weihnachtsfeiertage oft immer noch nicht verstanden haben und sie dazu ausnutzen, möglichst viel Kapital in die Ladenkassen zu schmuggeln.
Vol. 3 - Ding Dong
Tracklist:
Track | Name |
---|---|
1 | O Come O Come Emmanuel |
2 | Come on Let's Boogey to the Elf Dance |
3 | We Three Kings |
4 | O Holy Night |
5 | That was the Worst Christmas Ever |
6 | Ding Dong |
7 | All the King's Horns |
8 | The Friendly Beasts |
In der dritten Weihnachts-EP findet sich zu Beginn eine Piano-Version des 'O Come O Come Emmanuel' wieder. Das Stück wirkt zunächst depressiv und bringt den Hörer zum Nachdenken, als man sogar zwei Sekunden Gesang hören darf - "Rejoice! Rejoice! Emmanuel" heißt es da. Diesen Part singt er nach eigenen Aussagen zusammen mit Freunden ein Jahr nachdem sein Vater starb. In einem Interview mit Stevens meinte er, seine Piano-Version würde ihn auf ewig an sein letztes Weihnachtsfest mit seinem Vater erinnern. Umso fröhlicher scheinen seine Erinnerungen gewesen zu sein, als er sich an die Aufnahmen für den zweiten Track machte. "Come on Let's Boogey to the Elf Dance" macht den Heiligen Abend zum Thema, an dem scheinbar alles schief geht, die Familie letztendlich dennoch beieinander sitzt und frohlockt. Anschließend besingt er mit "We Three Kings" die klassische Geschichte der 3 heiligen Könige, die auf sich auf dem Weg zum Neugeborenen machen.
Schließlich erreichen diese das Christkind mit Track 4 "O Holy Night". Der Song ist gerade in den USA ein beliebtes Weihnachtslied, das auch schon von zahlreichen populären Musikern gesungen wurde. So auch Sufjan. Allerdings hält sich seine Begeisterung für dieses Lied in Grenzen. Ich glaube 2007 war es, als er meinte "Everyone sings this song". Dieser Song diente ihm lediglich als entsprechender Übergang aus 'We Three Kings'. Im Anschluss lässt er - wie sollte es auch anders sein? - Melancholie ausklingen und greift zu parodischen Mitteln. In den folgenden Songs geht es um den typischen Weihnachtsstress und dem unumgänglichen Shit, der dabei manchmal passiert. Leider gibt es unter diesen keine Songs, die ich mit dem Wort "besonders" taggen würde, daher müsst ihr euch dieses mal selbst von der Kunst überzeugen, indem ihr mal reinhört (Youtube bietet genug Möglichkeiten).
Vol. 4 - Joy
Tracklist:
Track | Name |
---|---|
1 | The Little Drummer Boy |
2 | Away in a Manger |
3 | Hey Guys! It's Christmas Time! |
4 | The First Noel |
5 | Did I Make You Cry on Christmas Day (Well You Deserved It) |
6 | The Incarnation |
7 | Joy to the World |
Joy (zu deutsch: Freude) nennt sich also die vierte EP. Mit ihr zeigt Stevens wieder, dass er sich selbst von seinen eigenen musikalischen Normen nicht beeindrucken lässt und ständig variiert und erneuert. So steigt er mit einer eigenen, langsameren Version des kleinen Trommlerjungen ein und wechselt dann mit Track 2 zu einer Neukombination des, insbesondere in den USA, bekannten "Away in a Manger" und der alternativeren britischen Version "Cradle Song", was vor allem an der weiteren Verwendung des Banjos und ähnlicher Instrumente liegt. Musikalisch viel interessanter ist der dritte Track "Hey Guys! It's Christmas Time!". Für dieses Stück brauchte er sogar eine Band, so darf man auch elektronische Gitarren und Schlagzeug erstmal im Rahmen dieser EP-Compilation hören:
Folgend versucht Sufjan, wie auch bei den EPs davor, die innere Ruhe zu bewahren, indem er diesem atemberaubenden Lied ein ruhigeres hinterher setzt. Zu "The First Noel" gibt es eigentlich nichts zu sagen. Das gute Stück besitzt in seiner Version auch garkeinen Text, außer einigen 'LaLa's. Anschließend gibt es einen Song, der viel mehr aus dem Kopf seiner Lebensgefährtin stammt "Did I Make You Cry on Christmas Day (Well You Deserved It)". Daher singen beide und harmonieren mit ihren Stimmen, als wären sie nur so für einander geschaffen. Nach einem Instrumental, das er "The Incarnation" nennt, folgt wieder ein überall bekanntes und traditionelles Weihnachtslied - "Joy to the World" - zu dem ich auch garnichts weiter schreiben möche und euch direkt das Reinhören empfehle:
Vol. 5 - Peace
Tracklist:
Track | Name |
---|---|
1 | Once in Royal David's City |
2 | Get Behind Me Santa |
3 | Jingle Bells |
4 | Christmas in July |
5 | Lo! How a Rose Eer Blooming |
6 | Jupiter Winter |
7 | Sister Winter |
8 | O Come O Come Emmanuel |
9 | Star of Wonder |
10 | Holy Holy Holy |
11 | The Winter Solstice |
Peace ist das Prunkstück der EP-Reihe. Hierbei handelt es sich zum überwiegenden Teil um pure Instrumentalstücke. Das besondere dabei ist die Vielzahl an Instrumenten: Piano, Glocken, Trommeln, Trompeten und Posaunen, Streicher. Denke irgendwann ist's dann auch genug Gefasel. Wünsche euch viel Spaß beim Hören auf Youtube und hoffe natürlich auch, dass ihr die Box gegebenenfalls kauft. Hier noch ein Track der letzten EP und noch einen frohen Nikolausabend und frohes Fest