Hallo Welt - Max Herre rappt wieder!
Maximi Maxima Maximax ist da
Seinen Freundeskreis hat er erweitert, neue Künstler wie auch bekannte Stimmen und Gesichter sind auf "Hallo Welt" zu hören. Von Samy Deluxe über Patrice bis hin zu Clueso und Cro ist jeder dabei, der irgendwie zu Max Herre passt. Und auch wir hatten die Chance bei der Entstehung der Scheibe dabei zu sein, in regelmäßigen Abständen gab es kleine Leckereien für die hungrige Rapseele:
Neben diesen, mittlerweile sind es bereits sechs, "Achtung Aufnahme!"-Videos gibt es "Jeder Tag Zuviel" umsonst als Download auf seiner Facebookpage. Wer nach all diesen Einblicken noch immer skeptisch ist, konnte sich anhand zweier Vorabveröffentlichungen davon überzeugen, dass der alte Herre nichts von seinem Handwerk verlernt hat: Gerade der Track mit Aloe Blacc "Vida" hat mich restlos überzeugt. Der Song katapultiert mich zurück in die Anfangszeit von Max Herre, zeigt wunderbar seine lyrischen Stärken und sein Gespür für unglaublich eingängige Tracks auf. Auch das bewährte Zusammenspiel mit Samy Deluxe zu "Einstürzen Neubauen" - auch auf Samys aktuellem Album gibt es bereits ein Feature der beiden - funktioniert sehr solide und weiß zu gefallen.
Natürlich wäre Max Herre nicht er selbst, wenn er sein letztes Album komplett ausblenden und als Fehler abstempeln würde. Er geht sogar einen Schritt weiter und zeigt mit der ersten Single aus dem neuen Album, dem Track "Wolke 7" ganz klar auf, dass er auch Musiker sein will. Der ruhige Track welcher zusammen mit Philipp Poisel entstand und aufgenommen wurde ist wohl ein Geschenk an die dazugewonnen Fans und durchaus hörenswert.
Doch nun genug von den bewusst platzierten und vorab veröffentlichten Tracks und auf zum Gesamtwerk "Hallo Welt". Auf der Deluxe Edition, welche bereits einen Tag vor Release im Briefkasten lag, befinden sich 17 Tracks mit einer Gesamtlaufzeit von 1,1 Stunden, ordentlich für ein Album aus dem Jahr 2012. Mit dem Intro "Hallo Welt"finden wir einen stimmigen Einstieg ins Album und bemerken den Übergang zu dem ersten Feature zusammen mit Patrice kaum. In diesem Track lässt sich Max über den arabischen Frühling, welcher im Dezember 2010 begann, aus und teilt seine Eindrücke mit uns. Auch hier zeigt sich ganz deutlich, dass Max es sich zum Ziel gemacht hat zu thematisieren und zu erzählen, ein Urteil oder eine Lösung versucht er nicht zu liefern. Aufmerksamkeit erregen und wachrütteln lautet die Devise von "Aufruhr", viel besser kann man ein Album nicht eröffnen.
Wenn dann im nächsten Track sofort ein Zitat aus alten Liedern gesäuselt wird sind die eingesessenen Fans sowieso schon wieder im Boot und lauschen in "Dududu" den Erfahrungen eines jungen Max Herre' welcher auf der Suche nach sich selbst und der Liebe zu sein scheint. Hierbei könnte es sich durchaus um eine Ode für seine zweite "Erste Liebe" namens Joy handeln. Es ist ein Track wie man ihn auf diese Art und Weise nur vom Opa des deutschen Sprachgesangs erwarteten kann und darf. Geschmackssache, mir hats gefallen. Im Anschluss folgen die beiden bereits bekannten Tracks "Jeder Tag zu viel" sowie "Wolke 7" auf welche wir hier an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchten.
Im Track "Solang", ein Feature mit dem Rapper Tua, stellen sich die beiden die Frage nach dem Dasein und dem Weg zu sich selbst in einer Gesellschaft, welche keine richtigen Werte mehr zu besitzen scheint. Der Track ist eigentlich ganz ausgeglichen, die Hookline jedoch ist mir etwas zu langsam. Im Anschluss auf den relativ unbekannten Tua kommt die Rapgrösse Samy Deluxe mit seinem Gastauftritt, auch hierauf muss aufgrund der frühzeitigen Veröffentlichung nicht weiter eingegangen werden. Einer, der zwar erst noch auf dem Weg nach ganz oben ist, darf auf einem Max Herre Album im Jahr 2012 natürlich auch nicht fehlen. Cro dürfte sich mit "Fühlt sich wie fliegen an" wohl einen feuchten Kindheitstraum erfüllen. Ein Feature mit Papa Max und Clueso sind eine größere Wertschätzung als manchen Musikpreis. Der Track ist wieder etwas seichter, jedoch sehr eingängig und einer meiner Highlights auf der LP. Und als wenn es ein kleiner Trost an die Cro-Hater sein sollte kommt direkt im Anschluss mit "1992" ein Track, der viel mehr Oldschool nicht sein könnte. Da tut es der ganzen Sache auch keinen Abbruch, dass er seinen 8jährigen Sohn gegen Ende des Tracks auch mal vors Mic lässt ehe er sich im Feature mit Aloe Blacc in einem wunderbar gefühlvollen Song seiner jüngsten Tochter widmet. "Vida" ist wohl der beste deutschsprachige Track den ein Musiker seinem Kind geschrieben und veröffentlicht hat.
Mit Materia zusammen wird es dann wieder etwas härter, in "Kahedi Dub" feiert er die Zeitlosigkeit seines Produzententeams und auch ein bisschen sich selbst. Der Sturm hält jedoch nicht sonderlich lange. In dem von Pianoklängen eingeleiteten Stück "Berlin - Tel Aviv" mit der Schweizerin Sophie Hunger wird uns eine Geschichte über eine jüdische Familie erzählt. Max Herre hat jüdische Wurzeln und thematisierte diese Herkunft schon in früheren Liedern. Interessant anzuhören, jedoch nicht unbedingt zeitgemäß, irgendwann muss man die Dinge Ruhen lassen und weitermachen. Um die Stimmung wieder etwas zu heben, kommt im Anschluss eine Interpretation des Billy Preston Klassikers "You are so beautiful" oder in herrschem Deusch "So wundervoll". Im zweiten Feature auf der Platte mit Aloe Blacc will er einen Song teilen, der Ihm in Zeiten der Dunkelheit geholfen habe den ein oder anderen Berg zu überqueren, schlussendlich entstand eine sehr interessante Version eines Welthits, unterlegt mit vielen Aussagen, die man so unterschreiben und teilen kann. Auf der Standardversion des Albums sind nun noch zwei Tracks, zum einen "Nicht Vorbei", welcher textlich größtenteils mit "Dududu" identisch ist und "Mein Rap", welches ebenfalls mit einem Zitat (denn Rap ist mein Talent und meine Identität) aus einem alten Freundeskreistrack versehen ist. In dem Track antwortet Max zusammen mit einem brutal starken Megaloh auf die Frage, welche Ihm in den letzten Jahren wohl am häufigsten gestellt wurde: Max warum rappstn du nich mehr ? Ein mehr als würdiger Abschluss eines Max Herre Albums, auf welches man eigentlich schon viel länger als lediglich drei Jahre gewartet hatte.
Da wir bei xREL aber nicht mit Worten geizen hier noch eine kurze Meinung zu den beiden Bonustracks der Deluxe-Variante. Starten wir mit "Abserviert", in welchem Max seine Schwäche für Frauen unterhaltsam genauer beschreibt. Wenn er da so anfängt zu erzählen, läuft die ganze Zeit über ein Film in meinem Kopf, welcher genau das was er da so detailliert erzählt abläuft. Super Zusatz, der schön zeigt, wie die Frauenwelt einem den Kopf verdrehen kann. Mit dem zweiten Bonustrack "Yvonne" kann ich zwar leben, dauerhaft könnte ich es nüchtern jedoch wohl nicht hören - Vielleicht der einzige Track, den man trotz interessantem Beat auch mal skippen darf.
Schlussendlich bleibt zu sagen, wir haben hier wohl das Max Herre Album erhalten, welches wir schon immer wollten. Er singt nicht zu viel und dennoch merkt man, dass es unglaublich Spaß gemacht haben muss, diesen LongPlayer aufgenommen zu haben. Er nennt es zwar nicht Freundeskreis, hat sich jedoch trotzdem zu einem fast reinen Featurealbum hinreißen lassen. All das ist so ungezwungen und authentisch, das es einfach Spaß macht nach Jahren der Abstinenz mal wieder was zu hören, was man in dieser Form schon fast nicht mehr kannte. Und eines steht fest, wenn Ende des Jahres Konzert ist, werde ich da sein, was ist mit dir ?
Schmankerl Live
Max @ On Tape : 30.08.12 - ab 21:00 auf tape.tv
Um mal in jeden Song reinhören zu können: Check Facebook
Wie gefällt euch das neue Album? Habt ihr Freundeskreis und Max Herre gehört? Danke für Feedback und Anmerkungen.