Das Bourne Vermächtnis
Steht das Franchise vor dem Bourneout?
Es ist also der vierte Bourne Film, nur ohne Bourne. Allein diese Tatsache legt schon nahe, dass hier mit dem Franchise richtig Kasse gemacht werden soll. Matt Damon hatte abgesagt, als für diesen Film nicht der Regisseur der früheren Teile Paul Greengrass in Erwägung gezogen wurde. Und so treffen wir nun auf Jeremy Renner, welcher wohl einen recht schweren Job hat. Denn er muss es irgendwie schaffen, den Zuschauer davon zu überzeugen, dass das hier ein Bourne Film ist.
Um das zu erreichen, dachte man sich beim Drehbuch wohl, dass es hilft, wenn alles sehr an den alten Bourne erinnert, nur mit neuem Gesicht und irgendwie stärker. Und so hat Cross wieder eine Frau ständig an seiner Seite, versteckt sich vor der CIA und ist ständig auf der Flucht. Die größere Stärke wird hier durch Drogen erreicht, die unser Protagonist einnimmt.
Und genau das alles ist eine der Schwächen von Das Bourne Vermächtnis. Denn gerade weil Bourne fehlt, ist ein echter Nachfolger wohl kaum möglich. Hier hätte man sehr viel Veränderung zum vorigen Teil bringen müssen, damit man den neuen Teil akzeptiert und nicht einfach so tun, als ob Cross Bourne wäre.
Wenn der Film sich dann doch mal traut, eine Unterscheidung zwischen Cross und dem alten zu machen, poltert er gleich drauf los. Denn Aaron Cross ist viel talentierter, besser, wendiger, schneller und klüger als Bourne. Damit tritt man dieses schöne Bild, das die drei vorausgegangen Filme aufgebaut haben, mit den Füßen. Den alten Held, der das Abenteuer glücklich überstanden hat, so zu behandeln, wird wohl kaum jemanden gefallen.
Und dann ist da ja auch noch die Story. Wie oben schon angedeutet, ist diese sehr flach und kann bei weitem nicht diese Komplexität erreichen, wie sie die Bourne Trilogie hatte. Zum einen kommt einem alles bekannt vor, nur die Namen wurden gewechselt, zum anderen weil sich unser Held eher damit beschäftigt, was denn nun die Drogen bewirken und er seine Kräfte nicht verlieren will. Da gab es bei Bourne Rache für den Tod seiner Freundin, sein verlorenes Gedächtnis und die damit verbundene Suche nach Antworten und den Wunsch in Ruhe zu leben. Verglichen damit kann der neueste Teil hier eher wenig zeigen.
Zudem zeigt sich schon im Trailer, dass wohl viele wenig glaubhafte Stellen enthalten sein werden ("Es gab bei Ihnen Veränderungen an zwei Chromosomen"), damit der Film wohl mehr Coolness erhält. Hier war Bourne dann doch "bodenständiger".
Aber wenigstens die Action bleibt uns ja noch. Die wird allerdings nur dosiert gezeigt, denn erst einmal müssen die ganzen neuen Akteure eingeführt und vorgestellt werden. Ist dann die Zeit für Krawall gekommen, wird dieser leider behäbig inszeniert und hat nichts von der leichten, wandelbaren Klasse der alten Teile. Es scheint, als sei mit dem Regisseur auch die Dynamik der Filme abhanden gekommen.
Und so bleibt ein Film, der sich nicht einmal groß Mühe gibt, das Wort Cashcow zu verbergen. Zwar ist mit Jeremy Renner ein erstklassiger Darsteller gewonnen, allerdings reicht er bei weitem nicht an Matt Damon heran. Das liegt auch sehr stark an der Handlung, die sehr viel schwächer und geradliniger als zuvor ist und der Action, die nicht richtig zünden will. Für echte Fans der alten Teile wird Das Bourne Vermächtnis wohl eine richtige Enttäuschung werden, für alle anderen ein durchschnittlicher Actionfilm.
Was sind eure Erwartungen an den neuen Teil? Wird er an die alten herankommen? Oder seid ihr kein Fan von Jason Bourne?
Material: cinema.de | kino.de
Noch ein paar Untertitel, die dem xREL Teamern entsprungen sind:
Jeremy Renner - Born for Bourne ?
Gelungene Fortsetzung oder Grenze des Franchise?
Totgeburt oder Erfolg?