Die Orsons - Das Chaos und die Ordnung
Neues von den Stuttgarter Chaoten
Drei Jahre haben Die Orsons ihre Fans nun seit dem letzten Release warten lassen, nachdem die vorherigen Alben in einem Abstand von nur einem Jahr erschienen waren. Es hat sich allerdings auch viel verändert: Nach dem Major-Deal bei Universal, erfolgreiche Touren als Vorgruppe von Herbert Grönemeyer (!) und Madcon vergrößerte sich die Zahl der Fans enorm und auch die Medien wurden auf die Stuttgarter Jungs aufmerksam. Umso größer war wohl auch der Erfolgsdruck. Mit der Juice-EP (Die_Orsons--Jetzt_(Juice_Exklusive_EP)-MAG-DE-2012-OMA) wurde ein erster Eindruck der neuen Lieder ermöglicht und die Vorfreude der Fans stieg stetig. Mit ihrem Auftritt und einem fünften Platz beim diesjährigen Bundesvision Song Contest 2012 feierten sie ihren Release-Tag und machten sich auch bei einem Publikum abseits der Rap-Szene bekannt.
Müsste man das Album mit einem Wort bezeichnen, wäre dies wohl Heterogenität. Selten erlebt man ein Album, das so vor Abwechslung strotzt wie dieses. Schon die Singles könnten unterschiedlicher nicht sein. "Horst und Monika", mit dem sie beim Bundesvision Song Contest antraten, ist sehr massenkompatibel und driftet schon fast in die Schlagerrichtung ab. Trotzdem schaffen es Die Orsons inhaltlich doch wieder ihr eigenes Konzept zu verwirklichen, erzählen sie doch die etwas kuriose Geschichte von einem Nazi, der nach einer Geschlechtsumwandlung nun für die Linkspartei kandidiert (übrigens eine wahre Geschichte):
Ganz anders ist die zweite Single "Rosa, Blau, Grün": Tua, der zusammen mit Maeckes fast komplett das Album produziert hat, baute hier aus gesampelten Kinderstimmen und diversen Elektro/Dubstep-Einflüssen ein Brett von einem Beat, auf dem die Orsons zeigen, dass sie sich rap-technisch auf keinen Fall verstecken müssen. Vor allem Tua zeigt hier wieder seine beeindruckenden Doubletime-Fähigkeiten:
Diese beiden Singles repräsentieren wie nur selten exakt das ganze Werk, und genau dies macht auch das Konzept "Die Orsons" aus, was wohl auch durch die sehr unterschiedlichen Charakterzüge der vier Mitglieder erreicht wird.
Wer mehr auf Rap steht, wird mit Titeln wie "Vodka Apfel Z" oder "Zambo Cristall Merkaba" voll auf seine Kosten kommen, die jeden Hip-Hop-Fan mit einem Grinsen im Gesicht zurück lassen, wohingegen Tracks wie "Lagerhalle" oder "Mars", die eher gesungen werden, auch Fans abseits vom Sprechgesang begeistern werden.
Kritisieren kann man eigentlich nicht viel, die Skits am Ende von manchen Songs sind bei öfterem Durchhören der Platte etwas nervig, aber die kann man ja skippen. Man hat hier ein gutes Stück Pop-Musik in der Hand, das gleichzeitig aber vor allem wegen der herausragenden Produktion und den interessanten Texten so schnell nicht langweilig werden wird.