IMDb-Week Teil 10
Die 250 besten Filme aller Zeiten
#205 - Der Fremde im Zug
Einer der vielen Filme von Urgestein Alfred Hitchcock in der Liste trägt den Titel "Der Fremde im Zug" und entstand im Jahr 1951. Der 93 Minuten lange Film handelt von Guy Haines, einem erfolgreichen Tennisspieler. In einem Zug bekommt er von dem titelgebenden "Fremden im Zug" ein unmoralisches Angebot: Der Fremde bringt Guys Noch-Ehefrau um, um ihm die nervenaufreibende Scheidung zu ersparen. Im Gegenzug soll Guy den Vater des Fremden umbringen. Als politisch und moralisch standhafte Persönlichkeit lehnt Guy dieses Angebot natürlich ab. Aber als der Fremde seinen Teil der eigentlich nicht geschlossenen Abmachung erfüllt und für Guy ein eindeutiges Motiv vorliegt, entsteht eine ungeheure Spannung zwischen Guy und dem Fremden. Hitchcock versteht es, diese Spannung durch den Einsatz von Musik zu unterstützen. Auch die Kamera von Robert Burks, der nach "Der Fremde im Zug" für fast jeden Hitchcock-Film hinter der Kamera stand, ist grandios eingesetzt und arbeitet hervorragend mit dem ebenfalls guten Schnitt zusammen. Im zweiten Drittel des Films fiel ich kurzzeitig aus der Handlung, wurde aber spätestens von dem furiosen Finale mit Gewalt wieder in den Film hineingezogen. Hervorzuheben sei noch die schauspielerische Leistung von Robert Walker, der die Rolle des Fremden sehr überzeugend verkörpert und zwischen Intelligenz und Wahnsinn eine unheimliche Aura erschafft. So bekommt der Thriller-Klassiker von Hitchcock gute 8 von 10 möglichen Punkten.
#204 - The Imitation Game
Regisseur Morten Tyldum, dessen Werk "Headhunters" vielen von euch bekannt sein dürfte, ist ebenfalls für "The Imitation Game" aus dem Jahr 2014 verantwortlich. Im 114 Minuten langen Drama wird die Geschichte des Kryptologen Alan Turing, der im Zweiten Weltkrieg an der Entschlüsselung der "ENIGMA"-Verschlüsselung arbeitete, dargestellt. Diese schier unlösbare Aufgabe wird durch Spionage-Vorwürfe, Problemen mit seinen Mitarbeiten und durch sein ganz eigenes Geheimnis wesentlich erschwert. Um nicht zu viel vorwegzunehmen, werde ich an dieser Stelle die Handlung des Films nicht weiter erläutern. Der in einigen Aspekten stark an "A Beautiful Mind" erinnernde Film, der auf der wahren Geschichte von Alan Turing basiert, schafft es, die Dualität von Genie und innerer Gebrochenheit sehr eindrücklich darzustellen. Durch Rückblenden in Turings Kindheit, einem hervorragenden Soundtrack sowie einer soliden Kameraarbeit wird dieses dramatische Element stark unterstützt. Alexandre Desplat, der oscarprämierte Dirigent, der unter anderem ebenfalls für die Musik von "The Kings Speech", "Grand Budapest Hotel" oder der Harry-Potter-Reihe verantwortlich ist, versteht es außerordentlich, die richtigen Töne in den richtigen Momenten zu finden. Leider verlief sich der Film meiner Meinung nach im zweiten Drittel zu sehr in Rückblenden und wurde so undurchsichtig, eher verwirrend. Der Umstand, dass der Biograf Turings den Film aufgrund von einigen Ungereimtheiten als "nicht tragbar" einstuft, gibt einen weiteren faden Beigeschmack (Quelle in den Kommentaren). Das tut dem Gesamteindruck von "The Imitation Game" jedoch keinen großen Abbruch, sodass ich guten Gewissens 8 von 10 Punkten vergebe.
#203 - Donnie Darko
Das Regiedebüt Richard Kellys, welches sich nur schwer in ein bestimmtes Genre pressen lässt, trägt den Titel "Donnie Darko" und entstand im Jahr 2001. Der Film handelt von einem gleichnamigen Jungen, der sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet und zu deren Unterstützung Psychopharmaka zu sich nimmt. Trotz oder grade wegen dieser Medikation leidet Donnie unter starken halluzinogenen Wahrnehmungen. In seinen Erscheinungen trifft er in letzter Zeit immer wieder "Frank", eine Person in grässlichen Hasenkostüm. Dieser veranlasst ihn immer wieder dazu, gefährliche Dinge zu tun. Und noch eine unheilvolle Botschaft bringt Frank mit: Am 30. Oktober 1988 wird die Welt untergehen. Und grade diese Zuspitzung ist das erste Merkmal an "Donnie Darko", das ich positiv erwähnen will. Der Film schreitet unaufhörlich auf sein furioses Ende zu und spitzt so die Spannung immer weiter zu. Diese Fokussierung auf das Finale wird unter anderem durch den Schnitt und die Arrangierung der Szenen erreicht. Um die psychische Krankheit von Donnie darzustellen, verwendet Kameramann Steven B. Poster einige sehr absurde und fast schon halluzinogene Einstellungen und Winkel. Leider gestaltete sich für mich der Anfang doch recht holprig. So fiel es mir teilweise schwer, den gewollt abstrusen Szenen zu folgen. Zudem fehlte nach der starken Zuspitzung auf das Finale, im Finale selber der letzte Schritt der Auflösung. In Filmen wie "Interstellar" oder "Memento" gefällt mir dieses offene Ende sehr, in "Donnie Darko" empfand ich sie dennoch eher als störend. Nichtsdestotrotz bekommt dieser sehr vielschichtige und verworrene Thriller, falls man den Film in dieses Genre pressen möchte, gute 8 von 10 Punkten.
#202 - Das Bourne Ultimatum
Der dritte Teil der Bourne-Reihe trägt den Titel "Das Bourne Ultimatum" und wurde im Jahr 2007 veröffentlicht. Die Handlung spielt unmittelbar nach dem zweiten Film: Jason Bourne will seine Vergangenheit aufklären, während er immer noch von der CIA gejagt wird. Um die Handlung der vorherigen Filme der Reihe nicht vorwegzunehmen, werde ich an dieser Stelle nicht näher auf die Handlung des Films eingehen. Der Regisseur Paul Greengrass geht mit dem dritten und regulär letzten Teil seiner Bourne-Reihe kein Risiko ein und bleibt bei Altbewährtem. Gut inszenierte Action gepaart mit einer Storyline, die von einer Aufregung zur nächsten rast. In fast allen Szenen des Films dominieren eine treibende Musik, gut choreografierte Action sowie ein sehr schneller Schnitt. Aber grade dieser extrem schnelle Schnitt wird dem Film zum Verhängnis: Wie im Action-Genre leider weitverbreitet, werden die sehr engen und actiongeladenen Kämpfe komplett kaputt geschnitten. Gefühlt keine Einstellung ist länger als eine halbe Sekunde. Dass man dadurch einen der Hauptpfeiler des Action-Thrillers zerstört, hat mich beim Schauen des Films ungemein gestört. Gefallen hat mir dagegen die fast durchgängig sehr treibende Musik, die hervorragend mit der unaufhaltsam fortschreitenden Handlung zusammenspielt. Die 111 Minuten Laufzeit wirkt an einigen Stellen dann aber doch etwas zu zäh; einige austauschbare Szenen weniger hätten dem Film keinen Abbruch getan. So kriegt der Action-Thriller, der in meinen Augen etwas zu wenig Profil aufweisen kann, nur 7 von 10 möglichen Punkten.
#201 - Marvel's The Avengers
Der erfolgreichste Film des Jahres 2012 heißt "Marvel's The Avengers" und entstand unter der Regie Joss Whedon, der unter anderem ebenfalls für die erfolgreiche TV-Serie "Buffy" verantwortlich ist. Handeln tut der Science-Fiction-Film von der außerirdischen Rasse Chitauri, die mithilfe des Tesseraktes – einer unerschöpflichen Energiequelle – die Welt erobern will. Dem entgegen steht die größte Verbindung von Superhelden, die es jemals gab: Die Avengers. Bestehend aus Thor, Iron Man, Hulk und weiteren bekannten Marvel-Helden, hat sie den Auftrag erhalten, wieder einmal die Erde zu retten. Ich will ganz ehrlich sein: Unter den bisherigen 50 Filmen der Liste waren einige, auf die ich mich im Vorfeld mehr gefreut habe als auf "The Avengers". So ging ich mit nicht allzu hohen Erwartungen an ihn heran. Dass ich dennoch enttäuscht wurde, spricht nicht grade für den Film. Zwar sind die Kameraarbeit, der Schnitt und der allgemeine Look des 220 Millionen Dollar teuren Streifens sehr gut, allerdings habe ich dem Film darüber hinaus nur wenig bis gar nichts positiv abgewinnen können. In meinen Augen absolut übertriebene Charaktere und eine undurchsichtige Handlung paaren sich mit der viel zu lang angelegten Laufzeit von fast 2,5 Stunden. Darüber hinaus ist die Action des Films handwerklich zwar gut, jedoch zum allergrößten Teil per CGI realisiert worden. Und genau diese am Computer generierte Action reißt mich schon länger nicht mehr vom Hocker. In die Reihe der mir äußert negativ aufgefallenen Gesichtspunkte von "The Avengers" gesellen sich ein komisch-verklemmter Versuch, sich selbst zu kokettieren sowie der Marvel-typische "Plastik-Look": Passend zu der allzu abgehobenen Story wirken die Szenen und Requisiten allzu unecht und fehl platziert. Am Ende bleibt für mich nicht mehr als ein absolut austauschbarer Hollywood-Blockbuster ohne Aussage und ohne wirkliche filmische Kunst: 5 von 10 möglichen Punkten.
Damit sind die ersten 50 Filme der Liste geschafft und die zehnte Ausgabe der IMDb-Week ebenso. Was sagt ihr zu den in dieser Ausgabe vorgestellten Filmen und meinen Bewertungen? Vor allen Dingen interessiert mich eure Meinung zum Hitchcock-Klassiker "Der Fremde im Zug" sowie zum Marvel-Blockbuster "The Avengers", der mir persönlich ja gar nicht gefallen hat.
Wie immer findet ihr hier die Liste aller bisher von mir rezensierten Filme der IMDb-Top 250.
Für die fleißigen Filmegucker unter euch hier die 5 ersten Filme ab dem 200. Platz der Liste, die in der nächsten Ausgabe der IMDb-Week vorgestellt werden: Gandhi, Freunde wie wir - Dil Chahta Hai, Nausicaä - Prinzessin aus dem Tal der Winde, Guardians of the Galaxy und Die Besten Jahre unseres Lebens.