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Das ist das erste Mal, dass ich hier eine Review schreibe und es wird auch keine klassische Review werden. Ich werde hier keine großen Worte über die handwerklichen Qualitäten oder die Handlung der Serie verlieren. Stattdessen möchte ich lieber über das reden, was die Serie versucht zu sagen und mich einiger Kritikpunkte annehmen, die man im Internet immer wieder über die Serie lesen kann. Ich richte mich hier also klar an diejenigen von euch, die die Serie bereits kennen. Deswegen wird es hier auch massive Spoiler geben. Wer die Serie also noch nicht kennt, sollte jetzt besser nicht weiterlesen (und es sofort nachholen)
Ich bin eigentlich nicht der Typ, der sich hinsetzt und irgendwelche Texte zu Serien bzw. Filmen schreibt, aber ich hab das Gefühl, dass ich hier eine Ausnahme machen muss, aus zwei Gründen: Zum einen halte ich "Tote Mädchen lügen nicht" für mehr als nur eine gute Serie und zum anderen bekomme ich die Serie seit einer Woche nicht mehr aus dem Kopf. Man könnte also sagen, das hier ist so eine Art Selbsttherapie für mich, indem ich einfach mal meine Gedanken zu dieser Serie niederschreibe
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Kurz zum handwerklichen:
Der gesamte Cast, allen voran Dylan Minnette und Katherine Langford, macht hier einen ausgezeichneten Job. Mir ist keine nennenswerte schlechte Leistung aufgefallen. Mit am meisten beeindruckt war ich aber von Kate Walsh, die Hannahs Mutter gespielt hat. Sie hat die Verzweiflung und die Trauer extrem gut rüber gebracht. Dazu das absolute Unverständnis darüber, warum sich ihre Tochter umgebracht hat. Ich konnte in jeder Sekunde mit ihr mitfühlen.
Was mir auch gut gefallen hat, war die Verschmelzung der verschiedenen Zeitebenen, wenn man Clay und Hannah zusammen in derselben Szene gesehen hat. Sogar die unterschiedlichen Farbstimmungen, die für Vergangenheit (mehr Sättigung und Farbe) und Gegenwart (eher entsättigt gehalten) genutzt wurden, werden in diesen Szenen getrennt gehalten.
Kritisieren könnte man an der Handlung, dass sie an einigen Stellen etwas konstruiert wirkt, was aber mit der Erzählweise der Serie zu tun hat. Mich hat es auch teilweise genervt, dass Clay immer nur nen Teil der Kassetten hört und dann die Leute damit konfrontiert, anstatt sich vorher alles anzuhören. Es wird damit erklärt, dass es für ihn zu traumatisch ist. Gut, kann ich mit leben.
Ansonsten hätte man es als Film drehen müssen und dann hätte die Serie bestimmt nicht die Wirkung gehabt, die sie (auf mich) hatte.
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Ließt man sich einige Kommentare im Internet durch wird schnell klar, dass es offenbar nur zwei extreme gibt. Die einen lieben die Serie wegen des großen emotionalen Impacts und die anderen können damit kaum etwas anfangen. Als häufigsten Grund dafür kann man Dinge lesen wie "Ich hab die ganze Zeit auf einen triftigen Grund gewartet" oder "Da passiert doch nix". Ehrlich gesagt falle ich bei solchen Kritikpunkten fast vom Glauben ab. Ich glaube sogar, dass es manchem einfach an genug Empathie mangelt, um sich in Hannah Baker hineinzuversetzen.
Wir reden hier immerhin von einem jungen Mädchen, welches innerhalb eines Jahres alle Formen von Erniedrigungen und Rückschlägen erfahren hat, die man sich nur vorstellen kann. Sie hat die gesamte Palette von Cybermobbing über Bodyshaming, den mehrfachen Zusammenbruch von Freundschaften, bis hin zu einer Vergewaltigung durchlebt. Fast könnte man meinen, die Autoren haben hier ziemlich dich aufgetragen. Dennoch meinen manche, das wäre doch alles kein Grund sich umzubringen. Ja, sie mögen Recht haben. Für einen Menschen mit einer gefestigten Psyche mag das durchaus stimmen (von der Vergewaltigung mal abgesehen). Doch Hannah war nicht so stark, im Gegenteil, sie ist an all dem zerbrochen und das hat man im Verlauf der 13 Folgen immer mehr sehen können. Und sie hat nicht nur eine Sache davon erlebt, sondern alles zusammen in einem relativ kleinen Zeitraum von nur einem Jahr.
Man hat einfach nicht das Recht, darüber zu urteilen, ob es einen ausreichenden Grund für ihren Suizid gab. Für Hannah gab es ihn! Dinge die für manch einen unbedeutend sind, haben Hannah in diesem Moment alles bedeutet.
Und nur mal zum Vergleich. Alleine In Deutschland nehmen sich jedes Jahr über 600 Jugendliche unter 25 Jahren das Leben. Und das teilweise aus sehr viel geringeren Gründen als Hannah in der Serie. Und diese Menschen hatten alle ihre Gründe, so lächerlich sie uns auch vorkommen mögen. Ich habe neulich erst eine Doku gesehen über ein junges hübsches Mädchen, die sich lediglich aus Liebeskummer, nach ein paar Streit-SMS mit ihrer Freundin die Pulsadern aufgeschlitzt hat, während ihre Eltern im Nebenzimmer saßen. Sie hat glücklicherweise überlebt, weil die Freundin ihre Mutter angerufen hat, weil sie das Gefühl hatte, da stimmt was nicht. Genau darum geht es in der Serie. Hannah war keine perfekte Person. Sie konnte nicht über ihre Probleme oder Gefühle sprechen.
Es geht darum, die Zeichen zu erkennen und einfach nicht mehr so scheiße zueinander zu sein. Gerade an einer amerikanischen Highschool bedeutet der eigene Ruf noch viel mehr als zB in Deutschland. Der soziale Aspekt innerhalb der Schülerschaft ist dort einfach sehr viel ausgeprägter.
Hannah ist zu Beginn der Serie ein lebenslustiges und extrovertiertes Mädchen, was es einem am Anfang um so schwerer macht, sich vorzustellen, was ihr wohl schlimmes zustoßen muss, dass sie beschließt, ihr Leben zu beenden. Ich habe über die 13 Folgen eine sehr emotionale Bindung zu Hannah Baker aufgebaut, wollte sie ein ums andere mal einfach nur in den Arm nehmen und ihr sagen das alles wieder gut wird. Ihre Tragödie hätte an so vielen Stellen verhindert werden können. Hier darf man wohl Clay die meiste Schuld geben, da er es einfach nicht geschafft hat, ihr "Rettungsanker" zu sein, indem er ihr sagt, was er für sie empfindet. Ich wollte so oft mit der Stirn auf den Tisch schlagen, als Clay wieder versucht hat cool zu sein, anstatt ihr einfach mal was nettes zu sagen. An ihrer Mimik konnte man in solchen Momenten immer erkennen, dass sie sich ne andere Antwort erhofft hatte. Zum Beispiel, als sie Clay erzählt, dass sie nicht mehr im Kino arbeiten kann.
Die Suizid-Szene war für mich kaum zu ertragen und ich bin eigentlich nicht zartbesaitet, was sowas angeht. Es war hier auch gar nicht die Brutalität der Szene, sondern der enorme emotionale Tiefschlag. Man wusste zwar schon ziemlich früh durch Erzählungen anderer, wie sie sich das Leben nimmt, aber es dann tatsächlich zu sehen, wie sie die Rasierklinge ansetzt und sich der Länge nach beide Arme aufschlitzt, hat mir doch einen ziemlichen Schlag versetzt (übrigens extrem gut gespielt von der Newcomerin Katherine Langford, von der ich hoffe, dass wir sie noch häufiger sehen werden). Dazu die Parallelmontage mit Clay, der Mr. Porter haarklein vom Ablauf von Hannahs Suizid berichtet. Es war die traurige Konsequenz eines über 13 Folgen andauernden Leidensweges. Klingt vielleicht komisch, aber ich hatte danach das Gefühl, ich hätte Hannah gekannt und müsste ihren ganz realen Tod verarbeiten. Ich fühlte mich den Tag danach richtig mies. So etwas habe ich nie zuvor bei einer Serie gefühlt oder empfunden. Alleine dafür verdient die Serie meinen vollsten Respekt.
Sie hat mich dazu gebracht nicht nur über das Thema Suizid und zwischenmenschliche Beziehungen nachzudenken, sondern auch über mein eigenes Leben, welches aktuell auch nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das Nachdenken über die Serie hat mich zudem dazu motiviert, einige Dinge anzupacken, um es möglichst bald wieder in positivere Bahnen zu lenken. Eine Serie, die so etwas schafft, kann eigentlich gar nicht schlecht sein
Um noch mal auf die Kritikpunkte zurückzukommen. Oft werden auch Logikfehler bemängelt, die die Serie haben soll. Sicher gibt es da manche, andererseits lösen sich viele auch auf, wenn man nur mal etwas mehr darüber nachdenkt.
Zum Beispiel wird sich oft gefragt, warum die anderen Schüler von den Kassetten so einen Schiss davor haben, dass die Bänder öffentlich werden könnten. Immerhin hätten sie ja nichts strafbares getan. Zumindest für Justin gilt das schon mal nicht. Dieser hat nämlich seiner Freundin Jessica nicht geholfen, obwohl er wusste, dass sie ein Stockwerk höher gerade vergewaltigt wird. Ich bin sicher, unterlassene Hilfeleistung ist auch in den USA strafbar. Zumal er als eher mäßig intelligenter und verarmter Sportler wohl auf ein Sport-Stipendium angewiesen ist, wenn er aufs College möchte. Und das kriegt er wohl kaum, wenn die Story öffentlich wird.
Und das gilt auch für die anderen, denn auch sie wussten durch die Bänder von Bryce's Vergewaltigungen an Jessica und Hannah, auch wenn einige bis kurz vor Schluss (und Courtney noch immer^^) der Überzeugung waren, Hannah hätte auf den Bändern gelogen, was auch erklärt, warum sie bis zum Schluss mit dem Vergewaltiger Bryce rumhängen. Justin kennt zwar die Wahrheit, scheint sie aber zu verdrängen. Immerhin ist Bryce immer für ihn dagewesen, hat ihm mit Geld ausgeholfen und ihn bei sich pennen lassen, wenn er zuhause wieder mal Stress hatte mit dem brutalen Freund seiner Mutter.
Das führt zu einem weiteren Punkt. In der Serie wird deutlich, dass sich Hannahs Wahrheit teilweise von der der anderen unterscheidet. Das ist auch ein Aspekt der wichtig ist, denn sie erzählt die Dinge so, wie sie sie persönlich wahrgenommen hat. Sie lügt also nicht bewusst, hat in manchen Belangen aber eben auch nicht Recht. Das erfährt man spätestens, als Zach Clay den Brief zeigt, den er angeblich weggeworfen haben soll. Schaut man sich die entsprechende Rückblende nochmal an, kann man zum Schluss deutlich sehen, dass kein Zettel auf dem Boden liegt. Das war also entweder ein Fehler am Set oder aber ein subtiler Hinweis, dass Hannahs Wahrnehmung sie getäuscht hat.
Des Weiteren ist oft zu lesen, warum Hannah in der letzten Folge zu dem Vergewaltiger in den Whirlpool steigen würde. Da muss ich mich echt fragen, ob diese Leute, die Serie überhaupt gesehen haben. Wie Hannah zuvor noch selbst sagte, war dies der schrecklichste Tag ihres Lebens und schon vorher hatte sie immer mehr das Gefühl, dass die Menschen in ihrer Umgebung ohne sie besser dran wären. Man merkte deutlich, dass sie schon zu dem Zeitpunkt mehr als fertig mit der Welt war und eigentlich nur noch ein kleiner Schubser gefehlt hat. Und an dem Tag verliert sie auch noch die Tageseinnahmen ihrer Eltern, durch eigene Unachtsamkeit.
Als sie dann abends noch mal raus geht, hatte sie keineswegs ein festes Ziel, sie ist einfach durch die Gegend geschlendert und dann vom Partylärm angezogen worden. Sie wusste vermutlich nicht mal, dass es das Haus von Bryce war. Und sie steigt dann nicht zu Bryce in den Whirlpool, sondern zu ihren (ehemaligen) Freunden. Dort döst sie dann weg und wacht erst auf, als der Whirlpool plötzlich ausgeht und Bryce ihr gegenüber sitzt. Sie wollte dann ja auch sofort gehen, aber naja, leider hat es Bryce nicht zugelassen und ihr damit den Rest gegeben. Dann kam sie völlig durchnässt nach Hause und findet ihre Eltern schlafend vor. Hätten diese sie reinkommen sehen, und hätten gefragt, was los ist, hätte sie sich ihnen vielleicht geöffnet. Ein weiterer sehr trauriger Moment.
Danach hat sie dann den endgültigen Entschluss gefasst, sich das Leben zu nehmen und dies eine Woche später umgesetzt. Einen wirklichen Vorwurf kann man ihr in dieser Situation aber auch dafür machen, dass sie zwar diese 7 Kassetten aufnimmt, wo sie detailliert ihre Beweggründe darlegt, aber ihren, doch sehr fürsorglichen Eltern, nicht mal einen Abschiedsbrief hinterlässt. Kann man sich damit erklären, dass sie wohl nicht wollte, dass diese ihren Kassetten-Plan durchkreuzen. Die Trauer und den Schmerz mag ich mir nicht mal vorstellen, sein eigenes Kind auf diese Art zu verlieren und dann nicht mal zu wissen, wieso sie das getan hat. In Staffel 2 werden wir wohl im Zuge des Prozesses noch einiges mehr aus Hannahs Vergangenheit erfahren und auch wie ihre Eltern, die zum Schluss von Tony Hannahs Aufzeichnungen bekommen, diesen Verlust dadurch verarbeiten. Ich freue mich sehr darauf.
Doch bevor Hannah ihren Suizid begeht, beschließt sie, sich noch an einen letzten Strohhalm zu klammern und geht zum Vertrauenslehrer Mr. Porter, der aber leider Gottes kein ausgebildeter Psychologe ist und schlimmer noch, Hannah mehr oder weniger subtil klar macht, dass sie die Vergewaltigung, die sie hier andeutet, besser vergessen solle, da es lediglich ihre Aussage gibt. Man muss sich mal vorstellen, wie sie sich in diesem Moment gefühlt haben muss. Bryce ist immerhin einer der beliebtesten Schüler der Schule, Kapitän des Baseballteams und hat steinreiche Eltern. Auf der anderen Seite steht Hannah, die eh schon den Ruf einer Schlampe inne hat. In dem Moment realisiert sie, dass niemand ihr glauben würde und Bryce davon kommt. Und sie hätte dann noch mehr Probleme als ohnehin schon. Einfach grauenvoll und das Ende von Hannah.
Fazit:
Erstmal sorry an alle, die bis hierhin durchgehalten haben. Ich hatte nie vor, so einen langen Text zu schreiben, aber ich hab auch so vieles ausgelassen, worüber ich noch Seiten schreiben könnte
"Tote Mädchen lügen nicht" ist sicher keine perfekte Serie, sie hat zwischendurch im Mittelteil sogar ein paar wenige Längen, aber ich kann über alle Schwächen problemlos hinwegsehen, weil sie mich auf eine Weise im Innersten berührt hat, die ich nicht für möglich gehalten hätte und auch einen positiven Effekt auf mein eigenes Leben hatte.
Ich habe von vielen gelesen, die nach dem Anschauen ähnlich empfunden haben wie ich und die auch lange darüber nachgedacht haben, was mich recht froh stimmt Es ist ein verdammt wichtiges Thema, welches in unserer Gesellschaft leider mehr oder weniger totgeschwiegen wird, auch aufgrund des Werther-Effekts. Dennoch ist diese Serie im Hinblick auf die oben genannte Statistik eine verdammt wichtige Serie, die mMn eigentlich jeder mal sehen sollte. Eben weil sie nicht nur der Unterhaltung dient, sondern extrem zum Nachdenken anregt.
Man muss sich allerdings auch darauf einlassen und darf nicht nur nach Logikfehlern oder unrealistischem Verhalten suchen. Vieles davon lässt sich nämlich eben doch erklären, wenn man nur mal etwas darüber nachdenkt und versucht sich in die Figuren hineinzuversetzen. Wer das kann, der bekommt eine verdammt intensive Geschichte, die einem Tränen in die Augen treibt!
13 von 14 Benutzern fanden diese Rezension hilfreich.
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