Der Sieg des Word Wide Web
Bits und Bytes ändern die Gesellschaft
Denn nie war es einfacher (und bequemer) als sich von seiner Couch zu engagieren. Hier ein Klick, dort ein Facebook-Like - und schon haben alle Kinder in Afrika frisches Wasser. Während das mit dem Wasser natürlich nicht so einfach geht (man muss das schon auf Twitter teilen), sind die sozialen Medien und die Geschwindigkeit der Kommunikation starke Einflussgrößen für die öffentliche Meinung bzw. die Artikulation dieser. Und für die Gleichstellung wurden diese Medien intensiv genutzt - Facebook Aktionen, Twitter Hashtags, Instragram Photos oder allgemein offene Briefe und Petitionen. Die Verfechter der Gleichstellung nutzten diese Möglichkeiten stark, während die "Konservativen" hauptsächlich über traditionelle Medien wie TV (Fox-News <3) oder Print ihren Standpunkt zu vermitteln versuchten.
Das ist auch wenig überraschend, denn im Netz sind tendenziell jüngere, offenere Menschen unterwegs, als das im traditionellen Medienumfeld der Fall ist. Die Generation der Digital Natives steht für ein neues, modernes Weltbild, in dem Diskriminierung keinen Platz hat - und konnte das Web effektiv instrumentalisieren, diese Meinung auch kund zu tun. Aber nicht nur das Internet hatte einen großen Anteil an dieser historischen Entscheidung. Auch die generell offene Einstellung vieler Technologie-Firmen, die unser aller Alltag maßgeblich bestimmen, trug bedeutend zur Entscheidung bei.
So unterzeichneten 70 Executives großer US-Tech-Firmen einen offenen Brief zur Stärkung der LGBT-Rechte - darunter die CEOs von Zynga, Yelp, Salesforce, Twitter, AirBnB, Evernote, Jawbone, Cisco und LinkedIn oder Netflix. Oder Tim Cook, der sich als CEO der wohl bedeutendsten Firma der Moderne offen für die Rechte Homosexueller ausspricht. Oder Google, die Zugangsplattform für das World Wide Web, die mit den "Gayglers" eine Gruppe von LGBT-Google Mitarbeitern ins Leben gerufen haben, um deren Belange im Unternehmen und darüber auch in der Gesellschaft zu stärken.
Und so münden das Engagement vieler tausend Aktivisten, der Vorsitzenden sowie der Mitarbeiter der wichtigsten Unternehmen der Welt und das Nutzen der uns gegebenen, modernen Kommunikationsmittel in eine Entscheidung, die man den USA wohl so nicht zugetraut hätte. Vor allem die Geschwindigkeit, in der sich die Situation geändert hat, ist etwas komplett neues und auch ein Verdienst des digitalen Zeitalters.
Trotzdem bleibt gerade das Internet ein Spiegelbild der Gesellschaft - inklusive Pfarrer, die sich verbrennen wollen, sollte die gleichgeschlechtliche Ehe legal werden. Und so werden Hass und Diskriminierung - auch und vor allem im Schutze der vermeintlichen Anonymität, die viele Plätze des Internets gewährleisten möchten - nicht aufhören oder abflachen. Aber genauso wenig werden die Aktivisten, Technologiefirmen oder Menschenrechtler und der Durchschnittsbürger aufhören, gegen diesen Hass und Diskriminierung zu kämpfen. Gestern zumindest konnte das World Wide Web eindrucksvoll beweisen, wie es die Gesellschaft nachhaltig verändern kann, bleibt zu hoffen, dass das auch in Zukunft so erfolgreich geschehen wird.