Vinyl-Digitalisierung Teil 2
Aufnahme | Tools | Auflösungen
Das Aufnahmeprogramm
Sobald ihr euer Equipment richtig verkabelt und die entsprechenden Treiber auf eurem Computer installiert habt, könnt ihr euch für eines der vielen möglichen Aufnahmeprogramme entscheiden. Hier stellt sich zunächst die Frage, ob und in welchem Umfang ihr euere Aufnahmen nachbearbeiten wollt. Ich persönlich bevorzuge den Vinyl-Sound beizubehalten; nur lautes Knacksen und Störgeräusche werden beseitigt. Perfekt für diesen Ansatz ist die allseits bekannte Freeware "Audacity": Sie bietet ein einfaches und übersichtliches Design, gepaart mit einer einfachen Nachbearbeitung. Außerdem lassen sich mit Audacity die sogenannten ID3-Tags sehr einfach direkt beim Exportieren der Audiodateien speichern. Wer mehr an seinen Aufnahmen bearbeiten möchte, sollte sich nach einem professionellen Audiobearbeitungsprogramm wie "Cubase" oder "Ableton Live" umsehen. Da der Einstieg in diese sehr umfangreichen Programme schwer sein kann, rate ich grade Neulingen auf diesem Gebiet eher davon ab.
Die richtigen Einstellungen
Vor der ersten Testaufnahme muss Audacity wie gewünscht eingestellt werden. Die 2 wichtigsten Einstellungsmöglichkeiten sind hierbei zum einen die Bitrate, zum anderen die Frequenz. Beide Werte kann man bequem via Bearbeiten >> Einstellungen >> Qualität erreichen. Stellt diese Parameter wie gewünscht ein; allgemein gilt: je höher die Bitrate und die Frequenz, desto detailgetreuer ist die Aufnahme. Aber: Wer einen oder beide der Werte über die tatsächlichen Ausgabewerte seines D/A-Wandlers stellt, verschwendet Speicherplatz. Im Idealfall sollte die Ausgabequalität des Interfaces natürlich im vollem Umfang genutzt werden. Ich nehme mit meinem Focusrite Scarlett i2i mit einer Bitrate von 24bit und einer Frequenz von 96kHz auf; kurz: 24/96. Diese beide Werte bestimmten sozusagen die Auflösung der Aufnahme. Um vereinfacht mit dem obigen Bild zu sprechen: Die obere Kurve ist die Qualität der Schallplatte. Um mit der digitalen Kurve (unten) eine möglichst genaue Kopie der analogen Kurve zu erreichen, müssen die Abstufungen (Treppchen) der Kurve möglichst klein sein. Um diese Abstufungen klein zu halten, werden die Bitrate und die Abtastrate (Frequenz) möglichst hoch gesetzt.
Weiterhin kann man über Bearbeiten >> Einstellungen >> Aufnahme >> Wiedergabe während der Aufnahme eingestellt werden, ob und wie man die Aufnahme über den PC wiedergeben will. "Overdub" ist für unsere Zwecke sinnlos, da wir im Normalfall nicht mehr als eine Audiospur im selben Projekt haben. "Software Playtrough" ist zu aktivieren, wenn ihr die Aufnahme direkt über den Soundausgang eures PCs wiedergeben wollt. Eine Alternative hierzu ist das "Direct Monitoring" über euer Interface. Das wichtigste, nämlich der Aufnahmekanal kann im Hauptbildschirm von Audacity neben dem Mikrofon-Symbol gewählt werden.
Die Aufnahme
Vor der Aufnahme ist die Schallplatte gemäß euren Möglichkeiten zu reinigen. Normalerweise verwende ich hierfür nur eine einfache antistatische Carbon-Bürste zum Entfernen des Staubs. Bei Verunreinigungen auf den Schallplatten reicht ein angefeuchtetes weiches Tuch. Nachdem ihr Audacity gestartet habt, solltet ihr zunächst die Metadaten der bevorstehenden Aufnahme angeben. Über Datei >> Metadaten bearbeiten... könnt ihr sie eintragen. Achtet hierbei jedoch darauf, dass das Feld "Titel des Stücks" leer bleiben sollte.
Sobald ihr euren Plattenspieler angestellt, die Platte aufgelegt, die richtige Geschwindigkeit eingestellt und alles korrekt verkabelt habt, kann es losgehen. Betätigt in Audacity den roten Aufnahmeknopf und startet die Aufnahme. Jetzt legt ihr wie gewohnt die Nadel eures Plattenspielers in das Run-In der Platte. Entsprechend euren Einstellungen solltet ihr nun das Audiosignal des Plattenspielers hören, oder eben nicht. In Audacity solltet ihr nun die Audioinformationen der Aufnahme visualisiert sehen (siehe Bild rechts). Jetzt heißt es zurücklehnen: Die gesamte Seite der Schallplatte durchlaufen lassen und zuhören. Bei der gezeigten Aufnahme handelt es sich übrigens um "Learning Life" von "The Prosecution".
Achtung: Bei der Aufnahme solltet ihr natürlich darauf achten, dass diese nicht übersteuert. Falls ihr an eurem Interface eine sogenannte "Gain"-Einstellung habt, macht ihr das über sie. Ansonsten lässt sich ein Übersteuern der Aufnahme über die "Aufnahmelautstärke"-Einstellung in Audacity erreichen (Schieberegler oben rechts). Die jeweilige Einstellung ist dabei so zu treffen, dass die Visualisierung der Audioinformationen auch in lauten Passagen nicht die "1,0"-Markierung erreichen. Des Weiteren ist ein mögliches Übersteuern über die "Aufnahmepegel"-Schaltfläche zu erkennen (siehe Bild links).
Damit sind wir unserem Ziel - der Digitalisierung unserer Schallplatte - ein großes Stück nähergekommen! In der nächsten und letzten Ausgabe dieser Blog-Reihe wird es darum gehen, die Rohaufnahme zu bearbeiten, sie in die entsprechenden Abschnitte bzw. Lieder zu splitten und zu exportieren. Außerdem werde ich euch ID3-Tag-Möglichkeiten und mögliche (mobile) Abspielgeräte für die daraus entstandenen "HiDef-FLACs" aufzeigen.