IMDb-Week Teil 4
Die 250 besten Filme aller Zeiten
#235 - Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Der Film von Mike Nichols, der sich meiner Meinung nach in kein Genre pressen lässt, wurde im Jahre 1966 veröffentlicht und trägt den Titel "Wer hat Angst vor Virignia Woolf?". Nichols Werk handelt von George und seiner Ehefrau Martha, deren Ehe milde gesagt schon mal bessere Tage gesehen hat. Als sie eines Nachts von einer Party nach Hause kommen, erwartet Martha noch einen Besuch ihrer Nachbarn Nick und Honey. Als diese das Haus des alternden Ehepaars betreten, setzen sie unabsichtlich ein perfides Psychoduell in Gang, in dessen Verlauf Martha und George die gesamte, in 20 Jahren Ehe aufgestaute, Frustration zum Ausbruch kommen lassen. Hier kommen allerdings nicht nur sehr viele kleine Probleme zur Sprache, sondern auch die großen Lebenslügen des Ehepaars. Mehr kann man zu der Handlung von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" eigentlich nicht sagen, der gut 2 Stunden lange Film dreht sich ausschließlich um diese Grundprämisse. Wenn man sich "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" wie ich völlig unvorbereitet anschaut, wird man grade zum Anfang des Films ziemlich überrumpelt: Was guckt man grade? Eine Komödie, ein Drama, ein Psycho-Thriller? - "Irgendetwas dazwischen." ist wohl die einzig mögliche Antwort auf diese Frage. Man kann über den Streit von George und Martha lachen, vor allem im letzten Drittel des Films aber ebenfalls fassungslos weinen. Dass beides bei mir der Fall war, liegt vor allem an der grandiosen schauspielerischen Leistung der lediglich 4 Darsteller. Elizabeth Taylor (Martha) und Sandy Dennis (Honey) wurden beide vollkommen zu Recht mit jeweils einem Oscar für ihre Arbeit ausgezeichnet. Der Film basiert auf dem ebenfalls preisgekrönten gleichnamigen Bühnenstück von Edward Albee und das merkt man dem Film an: ein einzigartiges Szenenbild zeichnet "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" ebenso aus wie eine wunderbare Kamera. Den einzigen Kritikpunkt, den ich an dem Film ausmachen kann, ist, dass er vor allem im 2. Drittel einige Längen hat. Nichtsdestotrotz bekommt diese Achterbahnfahrt der Gefühle von mir sehr gute 9 von 10 Punkten.
#234 - Fluch der Karibik
Die 2003 erschienene Abenteuer-Komödie von Gore Verbinski hat wohl den berühmtesten Piraten aller Zeiten zu Tage gefördert: Captain(!) Jack Sparrow. Dieser wurde vor einiger Zeit von seiner Mannschaft gemeutert und auf einer einsamen Insel ausgesetzt, von der er jedoch fliehen konnte. Jetzt hat er nurnoch ein Ziel: seinen ehemals ersten Maat Barbossa zur Rechenschaft ziehen und so das Kommando über sein Schiff, der "Black Pearl" wiederzuerlangen. Dabei kreuzt sich sein Weg mit dem der jungen Elizabeth Swan, der Tochter des Gouverneurs. Diese ist befreundet mit dem Waffenschmied William Turner, der wiederum eine ihm noch unbekannte Verbindung zur Piraterie in sich trägt. So lässt sich die Grundprämisse des ersten Teils der "Fluch der Karibik"-Reihe zusammenfassen. Der Film erstreckt sich über gut 2 Stunden Spielzeit und basiert auf einem Drehbuch von Ted Elliott und Terry Rossio, die beide auch für "Godzilla" aus dem Jahre 1998 verantwortlich sind. Der größte Pluspunkt von "Fluch der Karibik" sind seine Schauspieler: Johnny Depp spielt seine Rolle des Captain Jack Sparrow grandios und ließ auch einige eigene Ideen in die Gestaltung des Piraten miteinfließen. Ebenfalls bemerkenswert spielt Keira Knightley die Tochter des Gouverneurs Weatherby Swann. Die schauspielerische Leistung der Hauptcharaktere wird durch den pompösen Soundtrack, der unter der Feder von Klaus Badelt entstand - einem Komponist, der unter anderem unter der Obhut von Hans Zimmer sein Handwerk erlernte. Dieser war ebenfalls als Produzent des Soundtracks tätig. Ein Kritikpunkt an "Fluch der Karibik" ist, dass man leider den Eindruck hat, dass sich die Handlung immer nur um sich selbst kreist. Viele Orte und Szenen flimmern mehrmals über die Leinwand. Dazu kommen die eher überflüssigen Kämpfe mit den untoten Piraten der "Black Pearl", die per Definition nicht getötet werden können. Trotzdem bekommt der Film 8 von 10 Punkten von mir.
#233 - Für eine Handvoll Dollar
Der Italowestern "Für eine Handvoll Dollar" wurde 1964 uraufgeführt und entstand unter der Feder des Western-Urgesteins Sergio Leone. Er handelt von einem kleinen Dorf, irgendwo in New Mexico. Die Bewohner dieses Dorfes werden von 2 konkurrierenden Banden terrorisiert, den Baxters und den Rojos. Diese Situation macht sich der Hauptcharakter des Films - Joe - zunutze, indem er beiden Banden anbietet, für sie zu arbeiten. Als der Anführer der Rojos bemerkt, dass Joe viel Geld aus dieser Situation schlägt, bekommt unser Hauptcharakter es mit einigen unangenehmen Gesellen zu tun. Damit ist die Handlung von "Für eine Handvoll Dollar" auch schon beschrieben, was gleich auch meinen ersten Kritikpunkt darstellt: Für mich persönlich ist die Handlung für den 100 Minuten langen Film zu dünn. Sicherlich ist es so, dass viele Filme dieser Zeit keine epochale Geschichte erzählen, wie es heutzutage oft der Fall ist. Aber die meiner Meinung nach guten Streifen machen dieses Manko durch ein anderes besonderes Merkmal wieder wett. Und eben dieses "Merkmal" fehlt mir persönlich im Film. Die schauspielerische Leistung von Clint Eastwood, der die Figur des Joes darstellt, ist natürlich hervorragend und auch die Kamera ist gut eingesetzt worden. Außerdem gilt "Für eine Handvoll Dollar" als Vorreiter des (Italo-)Western im Allgemeinen und hatte so seiner Zeit einen großen Einfluss auf die Filmgeschichte. Der Film konnte mich persönlich aber leider nicht in seinen Bann ziehen und bekommt so nur 6 von 10 Punkten.
#232 - Die Truman Show
Hier ist der Name Programm! "Die Truman Show" handelt von einer gleichnamigen Reality-TV Fernsehsendung, deren Prämisse unglaublich scheint: Sie will ein gesamtes menschliches Leben auf Schritt und Tritt verfolgen. Für dieses utopische Ziel wurde extra eine Insel errichtet, umgeben von einer riesigen Kuppel - inklusive künstlichem Wetter, Sonne, Mond und Sterne. Tausende Statisten wurden angestellt, um die künstliche Welt möglichst realistisch wirken zu lassen. Aber natürlich braucht man für dieses riesige Unterfangen einen unwissenden Hauptdarsteller - einen Menschen. So wird Truman Burbank zum ersten Menschen, der legal von einer Firma adoptiert wurde und damit zum Mittelpunkt der "Truman Show". Sie wird von Abermillionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgt und läuft zum Anfang des Films seit exakt 10909 Tagen rund um die Uhr. Als Truman aber fast von einem herunterfallenden Scheinwerfer erschlagen wird, macht sich Misstrauen in seinem sonst unbeschwertem Leben breit. Er fängt an, seine Welt mit anderen Augen zu sehen und versucht so herauszufinden, was es mit all diesen seltsamen Ereignissen auf sich hat. So lässt sich die Handlung von dem 1998 erschienenen Film zusammenfassen, in dem Jim Carrey die Rolle des Trumans sehr überzeugend und sympathisch spielt. Er und der Nebendarsteller Ed Harris wurden meiner Meinung nach völlig zu Recht mit einem Golden Globe für ihre schauspielerische Leistung ausgezeichnet. Peter Weir, der unter anderem für "Club der toten Dichter" verantwortlich ist, führte hier Regie. So ist der Film mehr als eine Komödie mit verrückter Prämisse, nämlich eine bitterböse Satire auf die Abart der Fernsehindustrie jeden noch so kleinen Aspekt des menschlichen Lebens vermarkten zu wollen. So wird die Sendung "Truman Show" zum Großteil durch nicht grade subtil eingesetztes Product-Placement finanziert. Außerdem hat mir die inhaltliche Tiefe des Films sowie seine Liebe zum Detail sehr gefallen. Vor allem hinter der Namensgebung der Charaktere verbergen sich einige bemerkenswerte Gedanken. So heißt der Regisseur der "Truman Show" Cristof - eine Anspielung auf Jesus Christus, der die ihm unterlegene Welt regiert und steuert. Leider trifft der Witz des Films und Jim Carreys nicht immer meinen Humor. Trotzdem meistert "Die Truman Show" meiner Meinung nach den Spagat zwischen Komödie und tiefgründiger Intention. So bekommt der Film gute 8 von 10 Punkten von mir.
#231 - Barry Lyndon
Der 1975 in Großbritannien entstandene Film von Regisseur-Legende Stanley Kubrick erzählt die Lebensgeschichte des jungen Abenteurers Redmond Barry im 18. Jahrhundert. Dieser verliebt sich zu Anfang des Films in seine Cousine, die jedoch die Gesellschaft eines Offiziers vorzieht. So sieht Redmond sich gezwungen, in einem Duell gegen eben jenen anzutreten. Nachdem er den Offizier augenscheinlich dabei tötet, muss er nach Dublin fliehen. Dort schließt er sich der britischen Armee an, um im Siebenjährigen Krieg zu kämpfen. Das ist nur der Anfang der Handlung von "Barry Lyndon" - einem 3-stündigen Epos. Was Mastermind Kubrick hier auf die Leinwand bannte, wirkt wie ein Film, der im 18. Jahrhundert gedreht wurde. Das liegt zum einen an dem von ihm adaptierten Drehbuch, welches auf einem Roman von William Makepeace Thackeray basiert, aber vor allem auch an den wundervollen viktorianischen Kostümen aller Darsteller des Films. Des Weiteren unterstreicht die großartige Filmmusik von Leonard Roseman, der unter anderem auch für die musikalische Unterstützung des Films "… denn sie wissen nicht, was sie tun" verantwortlich ist. Auch die oscarprämierte Kamera unterstreicht den Eindruck, dass es sich bei "Barry Lyndon" eigentlich um ein riesiges, bewegtes Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert handelt. Dank der großen Bandbreite der Themen dieser epochalen Geschichte, die von Neid, über Intrigen, Ehebruch, Bruderhass, Alkoholismus und Geldgier bis hin zu Mord reicht, wirkt das Werk von Kubrick nur selten langatmig. Und obwohl die viktorianische Epoche mich eher weniger anspricht, hat mich der Film in seinen Bann gezogen. So kriegt "Barry Lyndon" gute 8 von 10 Punkten von mir.
Das war die vierte Ausgabe der IMDb-Week. Habt ihr die angesprochenen Filme bereits gesehen oder wollt sie vielleicht noch schauen? Wie findet ihr sie; stimmt ihr mit meiner Bewertung überein? Vor allem auf eure Meinungen zu "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bin ich gespannt! Ich freue mich auf eine interessante Diskussion.
Wie immer findet ihr hier die Liste aller bisher von mir resenzierten Filme der IMDb-Top 250.
Hier die 5 Filme, die in der nächsten Ausgabe der IMDb-Week besprochen werden: X-Men: Zukunft ist Vergangenheit, Memories of Murder, Die Nacht des Jägers, Hundstage und Hass - La Haine. Viel Spaß beim Film!